Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wahrscheinlich werden sie ihn auch heute wieder treffen.
Wenn nicht persönlich, so doch seine Aus und Nebenwirkungen.
Der Nachbar!
Er wird wieder einmal laut sein, am Fenster stehen und beobachten, was sie so machen, mit anderen über sie herziehen ohne Ende, seinen Hund an ihrem Gartenzaun das Bein heben lassen, ja, er wird bleiben, wie er immer war:
ganz und gar sonderbar- mein lieber Nachbar.
Abertausende von Gerichtsverfahren gehen jedes Jahr über die Bühne, unzählige Streitereien gibt es wegen ihm.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn er vom bösen Nachbarn nicht viel hält.
Juristen wissen es:
In keinem anderen Land werden so viele Konflikte vor Gericht ausgetragen.
Bei uns ist der Nachbar zum Lieblingsfeind geworden.
Es wird gestritten um alles Mögliche und vor allem um alles Unmögliche:
Um Kinderlärm und Parkplatzketten, Wegerechte, Grenzverläufe, Blättermengen, Unkrautsamen, Spatzenspuren, Amseltöne, Haustierschäden, Lärm und Licht, Zaunhöhe und Baumgrößen.
Ehrlich:
Da lacht sich keiner einen Ast ungestraft
Woran das nur liegt. Was ist passiert?
Wieso sind wir so gestraft mit der Nachbarschaft?
Ich glaube, weil sie heute quasi überflüssig geworden ist.
Früher, da hat man noch einander gebraucht. Da war ein guter Nachbar etwas wert.
Der hat die Blumen gegossen und die Post entgegen genommen, wenn wir mal weg waren.
Die Kinder haben zusammen gespielt und Hausaufgaben gemacht.
Am Wochenende hat man sich beim Straße kehren ausführlich über Gott und die Welt unterhalten.
Der Nachbar war verträglich, war uns sehr ähnlich und deshalb vertraut.
So war das mal. Aber das ist vorbei.
Jetzt ist der Nachbar mutiert zum feindlichen Aggressor, vor dem man sich schützen muss.
Er wird nicht mehr gebraucht, ist ja auch nie da, kommt und geht zu den unmöglichsten Zeiten, ist ganz und gar anders, irritiert alle Welt und kümmert sich um nichts dabei.
Schade. Schade.
So einen braucht kein Mensch.
Der könnte gerne woanders wohnen. Tut er aber nicht.
Und jetzt?
Ich hätte da vielleicht eine Lösung, die ist so nobelpreisverdächtig wie einfach.
Sie lautet:
Da ich nicht nur Nachbarn habe, sondern selber einer bin, fange ich heute schon mal an, sein Ansehen zu verbessern.
Ich beginne wieder, ihn zu grüßen, streichle den Hund von Weitem, frag nach dem werten Befinden, und wenn es gut läuft, werde ich am Ende sogar dem alten biblischen Ratschlag folgen, weil es da doch irgendwo mal heißt:
Liebe deinen Nachbarn wie dich selbst. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis er´s merkt
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7115
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