SWR3 Gedanken

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„Ich glaube, ich trinke zu viel,“ – sagte mir ein Schreinerlehrling an der Berufsschule. Es ging um das Thema Sucht. „Ich glaube, ich trinke zuviel.“ Wer das sagen kann, der hat schon viel erreicht. Wenn man sich selbst noch so kritisch sehen kann, ist das schon mal ein riesengroßer Schritt. Hab ich ihm auch so gesagt. Und dann wollte ich wissen, ob er nicht auch gleich was dagegen tun will. „Ja schon,“ meinte er. „Aber ich trinke halt auch gern. Ich will ja nicht gleich ganz aufhören.“
Also habe ich ihm eine Hausaufgabe aufgegeben. „O.K. sagte ich „Sie wollen nicht ganz aufhören, aber sie wollen auch nicht abhängig werden. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie schreiben mir für nächste Woche ganz genau auf, was sie an jedem Tag getrunken haben.
Er hat´s tapfer gemacht. War ´ne ziemlich fette Liste, mit zwei Flaschen Jacky am Samstag und mehr als zwei Bierkästen auf die Woche verteilt. Ich hab gar nicht mehr groß was sagen müssen. „Das ist schon ziemlich viel,“ meinte er nur „und jetzt?“
„Jetzt schreiben Sie´s nochmal auf. Dann können wir uns anschauen, ob Sie auch weniger trinken können, oder ob Sie süchtig sind.“
Das hat er dann gemacht und es wurde Woche für Woche weniger. „Seit ich aufschreibe, passe ich besser auf.“ sagte er. Ein ziemlicher Erfolg für ihn. Ich glaube nicht, dass der junge Schreiner süchtig wird.
Hut ab vor seiner Selbstbeherrschung und seiner Konsequenz. Das schafft nicht jeder allein. Die Caritas bietet deshalb spezielle Kurse an. Skoll heißen sie: Selbstkontrolltraining. Wer merkt, dass er vielleicht in die Sucht abrutscht und gegensteuern will, kann mitmachen. In der Gruppe kann man sich austauschen und wird ermutigt, aufzuschreiben, wann, was und wie viel man nimmt. Dann trifft man sich und berichtet. Das hilft. Übrigens nicht nur bei der Sucht. Wenn ich mich in einer Gruppe austausche, kann ich erfahren, wie andere mir helfen: ich bin nicht allein, ich werde unterstützt und kann auch andere unterstützen.
(Mehr Infos: Skoll richtet sich an Menschen, die ihr problematisches Verhalten überdenken wollen und einen risikoarmen Konsum anstreben. Koodrinatorin des Bundesmodellprojekts Skol ist Sabine Bösing vom Diözesanverband Osnabrück. E-Mail: sboesing@caritas-os.de)
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7098
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