SWR3 Worte

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Es ist offenkundig: Geld kann nicht in der Weise Gott sein, wie auf dem Boden abendländischen Religionsgeschichte von Gott gesprochen worden ist. Es ist nicht personal; man kann kein Gebet an es richten. Ihm wird keine ausdrückliche kultische Verehrung zuteil, wie immer man auch die sakral anmutende Architektur de Bank- und Versicherungsgebäude werten mag. Es ist nicht als solches eine Macht, niemand würde das behaupten; es ist nur Münze, Banknote, elektronische Zahlenkolonne. Der Kapitalismus ist womöglich eine Religion ohne Gott, in der gleichwohl das Geld die Stelle der alles bestimmenden Wirklichkeit besetzt.

Thomas Ruster, Der verwechselbare Gott. Theologie nach der Entflechtung von Christentum und Religion, Freiburg: Herder 2000, 144https://www.kirche-im-swr.de/?m=7094
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