SWR3 Gedanken

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Tötet sie, wo immer ihr sie findet, heißt es in der zweiten Sure des Koran. Wer Sätze wie diesen aus dem zeitgeschichtlichen Zusammenhang des 6. Jahrhunderts reißt, kann damit Vieles rechtfertigen: Islamistischen Terror ebenso, wie einen unterschwelligen Argwohn gegen alle Muslime. Es sind aber solche herausgerissenen Sätze, die vielen muslimischen Mitmenschen bei uns das Leben schwer machen. Sie fühlen sich unter einem ständigen Rechtfertigungsdruck für ihre Religion. Damit stehen sie nicht allein. Auch in der jüdischen Bibel finden sich Stellen, die einzeln herausgepickt für uns Heutige ungeheuerlich klingen. Und hat nicht auch der angeblich so friedliebende Jesus einmal geäußert, er sei nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert? Wer gezielt sucht, findet jede Menge Material für einseitige Polemik gegen alle großen Religionen. Hinzu kommt, das leider auch Religionsvertreter ihre jeweilige Religion immer wieder dazu missbraucht haben, Gewalt im Namen Gottes zu rechtfertigen.
Mit diesen Belastungen wollten sich die Vertreter der Religionsgemeinschaften hier in Kaiserslautern nicht mehr abfinden. Nach vielen Begegnungen und Gesprächen haben sie deshalb vor einigen Wochen eine Erklärung der Religionen gegen Gewalt unterzeichnet. Die örtlichen christlichen Kirchen gemeinsam mit den Vertretern der Juden und der Muslime.
Sicher, so eine Erklärung wird keine Straßenschlägerei verhindern und auch nichts gegen die häusliche Gewalt hinter verschlossenen Türen ausrichten. Aber sie kann immerhin ein Zeichen setzen, dass die Religionsgemeinschaften unserer Stadt alles tun werden, um ein friedliches Miteinander der Kulturen und Glaubensrichtungen voranzubringen. Dass kann etwa heißen, gemeinsam aufzustehen, falls verbale Entgleisungen und Verunglimpfungen das Zusammenleben stören. Klingt nach wenig, ist in einer Stadt mit über 100 Nationalitäten aber schon mal ein erster Schritt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=7007
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