SWR3 Gedanken

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„Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.“ sagt man. Es gibt aber – Gott sei Dank - auch die Erfahrung, auf wunderbare Weise behütet zu werden – sogar dann, wenn man die Gefahr vielleicht ein wenig herausgefordert hat. So ging es mir in diesem Herbst: 5.895 Meter Berg lagen vor uns. Ein halbes Jahr hatten wir uns vorbereitet: die Kraft trainiert, die Ausdauer, den Kopf. 5895 Meter Berg – der Kilimanjaro.
Drei Tage sind wir schon im Anmarsch Richtung Gipfel. „Pole pole“ – „langsam“ mahnt uns beim Wandern immer wieder Immanuel- unser tansanischer Guide zur Vorsicht.
Dann die letzte Etappe: Mitten in der Nacht setzen wir unsere Stirnlampen auf, wandern im Stockdunkeln bei Eiseskälte nach oben. Unterwegs müssen wir oft stehen bleiben, Atem holen, trinken. Nicht nur einmal überlegen wir: Was ist, wenn uns hier was passiert? Aber niemand spricht es aus. Immanuel scheint das zu spüren: Immer wieder dreht er sich um, sieht nach uns, prüft, wie’s uns geht.
Dann – urplötzlich: ein paar große Geröllfelsen und wir stehen oben: Gillmanns Point und schließlich der Gipfel: Uhuru Peak. Am Horizont geht langsam die Sonne auf.
Wir fassen unser Glück nicht und liegen uns vor Anstrengung und Freude weinend in den Armen. Es ist unglaublich. Das obligatorische Gipfelfoto – und wie immer Immanuels freundlich sorgender Blick. Schon mahnt er zum Aufbruch wegen der Höhe!
Auf dem Weg nach unten begegnen wir Wanderern mit der gefährlichen Höhenkrankheit: Sie werden von ihren Guides gestützt, gehen schwankend bergab – wir sind verschont geblieben.
Das ist jetzt vier Monate her. Im Nachhinein fragen wir uns schon: Waren wir leichtsinnig? Ja, vielleicht. Aber das eine haben wir in der ganzen Zeit gewusst: bei unserem Guide, bei Immanuel, da waren wir jede Minute gut aufgehoben. Übrigens: Immanuel heißt auf Deutsch: Gott mit uns!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=699
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