SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Was bleibt, das stiften nur die Dichter.“ So heißt ein Spruch. Aber was bleibt wirklich von Begegnungen, die wir in unserem Leben gehabt haben? Begegnungen, die uns erfüllt haben, die unseren Weg gestärkt haben. Was bleibt von Menschen, die wir kannten und die uns Wegbegleiter waren, die wir aber schon lange Zeit nicht mehr gesehen haben? Was bleibt von Menschen, die wir aus den Augen verloren haben? Was bleibt von uns?

Ich staune über Menschen, die es schaffen, über Jahrzehnte hinweg mit anderen Menschen in Verbindung zu bleiben. Weil sie einander wertvoll geworden sind.

So müsste es sich vielleicht anfühlen, wenn sich jemand nach langer Zeit meldet, einfach so, um zu fragen, wie es geht. Oder wenn jemand den ersten Schritt zur Versöhnung wagt. Schwamm drüber, wir fangen noch mal neu an. Hier spürt man, was geblieben ist. Auch wenn es nicht immer nur das Gute ist. Manchmal ist auch der Wunsch nach Gespräch, nach Versöhnung da. Nicht immer ist es leicht, aufeinander zuzugehen. Nach so langer Zeit ist auch eine Verunsicherung da.

Diesen Spruch finde ich besonders schön: „Es mag alles vergehen, aber die Liebe bleibt.“
Im Monat November denken wir vor allem an die Menschen, die über den Tod hinaus bleiben – in unserem Kopf und in unserem Herzen. All das, was wir einander Gutes getan haben, die guten Worte, die kleinen Aufmerksamkeiten. Das was wir geben und das was wir bekommen. Das bleibt. Das ist unser Testament. Was wir einander wohl ins Testament schreiben wollen? „Das Sagbare sagen“, schreibt Helmut Heißenbüttel. Das ist wie ein Auftrag.

Für den Monat November habe ich es mir ganz konkret vorgenommen: Menschen zu schreiben, von denen ich schon lange nichts mehr gehört habe.
Und denen, die schon tot sind, besonders in dieser Zeit einfach Zeit zu widmen. Vielleicht mit anderen darüber reden, was sie Gutes getan haben, denn das bleibt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6955
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