Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wie kann man eigentlich mit Gott reden?
Komische Frage, hätte meine Großmutter gesagt. Ich rede jeden Tag mit ihm.
Ist ganz einfach. Wie Kuchen backen:
Du suchst deine Sachen für den Teig zusammen: also Mehl Butter, Zucker und so weiter, dann knetest du den Teig, lässt ihn dann gehen, und wartest ab.

So habe ich als Kind von Großmutter gelernt mit Gott zu reden.

Natürlich wollte ich genauer wissen was das heißt:
seine Sachen zusammen suchen wie für den Teig.
Na, antwortete sie, deine Gedanken sammeln, die dich gerade beschäftigen.
Und das kneten?
Du nimmst nicht alle Gedanken, sagte Großmutter.
Wird zu viel Durcheinander. Auch für Gott.
Nur zwei, drei Dinge, die dich bewegen.
Und die sprichst du dir vor wie man ein Gebet spricht.
Wie das Vater Unser ? Ja, so ähnlich.
Gut. Und dann, wie lange muss ich denn warten, meine Gedanken „gehen lassen“?
Mhm, manchmal nur fünf Minuten, sagte Großmutter.
Was, nur fünf Minuten ?
Ja. Du sprichst dein Gebet und spürst wie alles um dich herum versinkt.
Nur die Worte sind wichtig.
„Vater Unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name.“
Und dann breitet sich in dir eine Ruhe aus, wie wenn ein Teig aufgeht. Lecker.

So habe ich gelernt mit Gott zu reden. Mache ich bis heute.
Mit hat das oft geholfen: mich zu sammeln.
Und es hat mir die Augen geöffnet. Für die Menschen um mich herum.

Für den Tag heute hört sich mein reden mit Gott so an:
Der Sommer ist gegangen
der Herbst nistet sich ein ins Gemüt, Blätter fallen, Früchte werden reif.

Hast du, Herr, mich noch im Blick?

Wie die Natur ihre reiche Ernte zurücklässt,
so lass zurück in mir deine Kraft,
Phantasien fürs Leben, für meine Nächsten,
für alle, die mir von Herzen lieb sind.
Danke Herr für diese Fülle,
für das Paradies
manchmal nur einen Pflaumenkuchen weit weg.

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