SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken


Du sollst nicht töten- Es gibt kaum ein Gebot, das Menschen aller Zeiten und Kulturen so sehr einleuchtet wie dieses: du sollst nicht töten.
Und doch- es ist grade mal etwas mehr als 200 Jahre her, dass in Mitteleuropa zum letzten mal eine Frau als „Hexe“ verbrannt – getötet - wurde.
Ansbach vor vier Wochen – Amoklauf in der Schule. da wollte ein Jugendlicher eine Schule mit all den Kindern drin in die Luft sprengen. Und Solln – ebenfalls vor vier Wochen – da haben Jugendliche einen Mann totgeschlagen, der sich schützend vor Kinder gestellt hat. Du sollst nicht töten.
Warum wird dieses Gebot, das doch so einleuchtend ist, trotzdem immer wieder gebrochen? Und zwar von denen, die sich auf Gott berufen, genauso wie von denen, die mit Gott nichts zu tun haben wollen.
Macht, Angst, Gier, Neid, Gruppenzwang – all das scheint Menschen in die Lage zu versetzen, einen anderen Menschen zu töten.
Du sollst nicht töten. Es gibt eine andere Übersetzung dieses Gebotes. Und die lautet: Du wirst nicht töten. Wie ist das möglich? Wann kommt jemand da hin, einen anderen nicht zu töten? Grundvoraussetzung dafür ist, dass man die Würde des Anderen respektieren lernt. Dass man lernt: das Leben meines Gegenübers ist genauso viel wert wie meines. Kurzum: dass man lernt, Achtung zu haben vor allem, was lebt. Und genau das fordert Gott, fordert Jesus von uns Menschen.
Wenn ich all das lerne und lebe, dann werde ich niemanden töten! Nur, wie kann ich diese Grundvoraussetzungen lernen, wenn sie mir offenbar nicht von Natur aus mitgegeben ist?
Ich glaube, man kann diese Grundvoraussetzungen lernen, indem man sie vorgelebt bekommt, von den Eltern, in der Schule, im Beruf und ganz schlicht: Im alltäglichen Miteinander. Ich glaube man kann sie lernen, wenn man selbst die Erfahrung machen darf: Du bist wertvoll, du bist geliebt, du bist – ich sag’s mal in der Sprache der Bibel – du bist heilig.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6902
weiterlesen...