SWR2 Wort zum Tag

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Eine Woche nach der Wahl. Die Aufregung verebbt, die Regierungsbildung beginnt. Und bald muss die neue Regierung Entscheidungen treffen, wie sie mit den Folgen der Wirtschaftskrise umgeht. Eine Lösung wird sicher heißen: Neue Schulden.
Sie scheint unumgänglich, auch wenn allen klar ist, wie problematisch sie ist.
Denn irgendwann werden aus Schulden, die neuen finanziellen Spielraum eröffnen, Schulden, die jeden Spielraum zunichte machen, das ist bei Staaten ja nicht anders als bei Privatpersonen. Schaffen wir es, das zu verhindern? Mir macht das Sorgen.

Wie lähmend über Jahrzehnte angesammelte Schulden für Einzelne, aber auch für die gesamte Gesellschaft und deren Wirtschaftskraft sind – das war schon zu biblischen Zeiten klar. Die Bibel kennt deshalb ein Instrument, dieses Dilemma zu stoppen: das Erlassjahr. Immer nach 50 Jahren wurden alle Schulden komplett getilgt; wer in Schuldsklaverei war, kam frei - alles wieder auf Null, Neustart.
Im Jahr 2000 haben sich Christen diese Regelung als Vorbild für die „Erlassjahr-Kampagne“ genommen. Sie fordern einen fairen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt. Dort leiden die Menschen besonders darunter, dass den Staaten durch den hohen Schuldendienst das Geld für Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung fehlt.

So ein Szenario ist bei uns noch fern. Aber bald 20.000 Euro Schulden pro Einwohner, das ist trotzdem eine beunruhigende Vorstellung!
Kann ich dagegen etwas tun? Ich kann an Manager und Politiker appellieren: Gehen Sie nicht leichtfertig mit dem Geld um, für das Sie verantwortlich sind! Und lassen Sie es nicht zu, dass andere ungestraft Vermögen vernichten oder Steuergelder verschwenden!

Aber vielleicht ist es auch nicht völlig gleichgültig, wie ich selbst mich verhalte: Wie sorgfältig oder nachlässig ich zum Beispiel mit Dingen umgehe, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Ob ich mich konstruktiv an der Diskussion beteilige, wo der Staat eventuell sparen kann – oder jede Sparmaßnahme grundsätzlich boykottiere. Und ob ich der öffentlichen Hand auch Einnahmen zugestehe.

Sicher, ich allein kann kaum etwas ausrichten. Aber wir alle zusammen schon ein wenig mehr, glaube ich.
Und wenn das alles nichts hilft? Dann hoffe ich darauf, dass sich auch in 30 Jahren noch Christen in der Erlassjahr-Kampagne engagieren, damit überschuldete Länder eine neue Chance bekommen. Vielleicht profitieren wir in ja dann in Deutschland davon!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6881
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