SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken


Wenn Jugendliche zu Gewalttätern werden,
dann spielt eines bei allen immer eine große Rolle:
und das ist: die Scham.
Kinder und Jugendliche schämen sich. Sie schämen sich, weil sie immer wieder Ablehnung erfahren.
Weil sie einfach nicht angenommen werden, wie sie sind- weder in der Familie noch im Kindergarten, weder unter Gleichaltrigen noch von Seite der Erwachsenen, von allen Seiten wird ihnen deutlich gemacht
„Du bist ein Versager“, Kannst weder richtig sprechen noch richtig schreiben
kennst dich nicht aus in der Welt.
Und so schämen sie sich. Immer wieder gibt es da Demütigungen.
Da sagt eines der anderen Kinder
Den brauchst du nicht fragen, bei dem gibt’s eh kein Geld, die fahren gar nicht in Urlaub.
Oder ein Lehrer fragt jede Woche neu nach fehlenden Schulsachen
ohne zu merken, dass da kein Geld ist, um sie zu kaufen.
Kinder sagen zuhause nicht was ihnen fehlt, wenn die Mutter schon weint, weil nicht genug für Essen da ist.
Eher klaun’ sie das Geld, und werden dann dabei erwischt und so schämen sie sich.

Und es ist genau diese Scham, die irgendwann in Wut umschlägt.
Dann suchen die Beschämten andere, die noch schwächer sind.
Dann Wehren sie sich bei der kleinsten so empfundenen Demütigung
mit Gewalt.
Die Beißhemmung gegenüber dem der bereits am Boden liegt fehlt denen, die innerlich längst am Boden liegen.
Nichts entschuldigen will ich, aber hinschauen.
Damit die, die jetzt schon innerlich am Boden liegen, gesehen werden, bevor es zu spät ist.
Damit sie auf die Füße kommen
Und irgendwann wieder aufrecht stehn’ und gehen’ die Welt wieder aus einer anderen Perspektive sehen. Darauf kommt es an und das hängt ab von Zuwendung und Freundlichkeit von Aufmerksamkeit und Unterstützung.
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