SWR2 Wort zum Tag

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„Von guten Mächten treu und still umgeben, / behütet und getröstet wunderbar“ – Welches Vertrauen spricht aus diesen Versen, die wir Dietrich Bonhoeffer verdanken. Im Nazi-Gefängnis in schier auswegloser Lage, ermutigt er seine Nächsten draußen doch, zuversichtlich zu bleiben und voller Hoffnung. Offenkundig hat ihn ein innerer Friede erfüllt, der die brutalen Verhältnisse förmlich aushebelt. Mag der Alltag noch so schwer sein – es gibt gute Mächte, die wunderbar trösten und behüten. Irgendwie kennt das hoffentlich jeder: Ich gehe in einen Gesprächskreis und schon vorher weiß ich, ich fühle mich dort wohl und es wird produktiv sein. Die Atmosphäre stimmt, es ist Wohlwollen da und Wertschätzung, ich werde nicht niedergemacht und abschätzig beurteilt. So ist das auch anderswo. Es gibt Atmosphären des Guten, es gibt Klimazonen zwischen Menschen, die einfach gut tun und Kraft geben.
Bonhoeffer bezeugt das selbst in widrigsten Umständen. , bezeugt dies bis in den letzten Augenblick seiner Hinrichtung hinein. Unglaublich ist diese Glaubenskraft sogar angesichts des Todes.. „Gute Mächte“ lassen das jetzt schon ahnen, mitten im Alltag. Die Bibel nennt das Engel, Boten Gottes, Agenten und Agenturen seiner Güte. Es sind sozusagen Klimazonen, in denen der Mensch auflebt, getröstet und behütet wunderbar, mag kommen, was will.
Heute ist das Fest der heiligen Schutzengel. Wir sollten nicht an Flatterwesen denken oder Gleitflieger aus dem Jenseits. Bonhoeffer vermeidet sogar das Wort „Engel“, nüchtern und klar unterstreicht er, was gemeint ist: Gott ist da. Er begegnet uns in Menschen, die uns gut tun wie ein Engel. Wo immer Atmosphären des Guten sind, da sind die Engelscharen am Werk. Wo immer jemand in Not ist und diese Tröstung erfährt, ist ihm ein Engel begegnet – wie dem Propheten damals in Israel. Er hatte um die Sache Gottes gekämpft wie Bonhoeffer, er war im Widerstand gegen Gewalthaber und Bösewichte. Vor dem Gefängnis konnte er gerade noch fliehen, aber jetzt ist dieser Elija am Ende. Er hat keine Kraft mehr, keine Zuversicht, er will nur noch sterben. „Es ist genug, Gott. Nimm mein Leben“. In solcher Todessehnsucht lässt er sich, fast suizidal, in den Schlaf fallen, um nicht wieder aufzustehen. „Doch“ – so heißt es in der biblischen Geschichte – „ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iß!“ Von wunderbaren Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, kommt Elija wieder auf die Füße. Er hat erfahren, was ein Schutzengel ist. Gott ist bei ihm.
Bonhoeffers Gedicht hält diese Erfahrung fest: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, / erwarten wir getrost, was kommen mag. / Gott ist mit uns am Abend und am Morgen / und ganz gewiß an diesem neuen Tag.“ Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir Schutzengeln begegnen – und vielleicht selbst einer sind.

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