SWR2 Wort zum Tag

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Wie morgen die Wahl zum Bundestag ausgehen wird, wissen wir nicht. Schon bei man-cher Wahl gab es Überraschungen. Ist es naiv zu glauben, dass Gott mitwählt und dass er bei dem Ergebnis seine Hand im Spiel hat? Am Wahlergebnis Gottes Wirken und sei-nen Willen ablesen kann man jedenfalls nicht. Aber Christen werden, wie das Wahlergeb-nis auch aussehen wird, ob es ihren Erwartungen entspricht oder nicht entspricht, im Gedanken an die Zukunft das Vertrauen und die Hoffnung nicht verlieren. Das Vertrauen, dass Gott sich der Welt und ihnen weiter gnädig zuwendet, und die Hoffnung, dass er in die Zukunft geleitet. Und sie werden, unter welchen politischen Voraussetzungen auch immer, ihre Verantwortung sehen und sich an ihrem Platz für das Wohl anderer Men-schen und der Gemeinschaft einsetzen.

Vertrauen, Hoffnung, Verantwortung – das sind Grundkräfte für sinnvolles und gelingen-des Leben überhaupt. Man braucht sie, damit man den Alltag mit seinen vielfältigen Her-ausforderungen bestehen kann. Man braucht sie erst recht in persönlichen Krisen oder in Krisenzeiten. Für Christen haben Vertrauen, Hoffnung und Verantwortung ihren festen Grund in Gottes Wahl, in dem Glauben, dass sich Gott für sie entschieden hat und sie geliebt sind. Wenn sie sich darauf verlassen, können ihnen das Vertrauen, die Hoffnung und das Handeln in Verantwortung immer wieder gelingen.

Ist der Gedanke, dass Gott erwählt, aber nicht höchst problematisch? Wenn er Menschen erwählt, verwirft er dann andere? Logisch wäre das. Aber manchmal stößt die Logik im Glauben an Grenzen. Klar ist: Für das Vertrauen auf Gott kann man sich nicht einfach entscheiden; es wird geschenkt. Die Hoffnung ist schnell am Ende, wenn sich Erwartun-gen nicht erfüllen, wenn Leid belastet, wenn Gott sich verbirgt; sie braucht mehr als die eigene Kraft. Wer Verantwortung wahrnimmt, erlebt immer wieder die Grenzen seiner Möglichkeiten und ist versucht aufzugeben; er braucht einen Grund, bei der Verantwor-tung zu bleiben. Wer auf Gott vertraut, wer auf ihn hofft, wer in Verantwortung vor ihm lebt, weiß: Es ist möglich, weil sich Gott für mich entschieden hat, weil er mich liebt.

Was aber, wenn man nicht vertrauen kann, die Hoffnung zu verlieren droht und es an Kraft für Verantwortung fehlt? Wenn man von Gottes Erwählung nichts spürt und zwei-felt, geliebt zu sein? Dann kann man sich gegen allen Zweifel an Jesu Wort halten: Ihr habt mich nicht erwählt, aber ich habe euch erwählt. Jesu Wort stellt auf den Grund für Vertrauen, Hoffnung und Verantwortung
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