SWR3 Gedanken

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Ich war drei Wochen weg, komme nach Hause, lese e-mails und die Post. Darunter eine Todesanzeige. Sie sticht heraus aus den Zeitungen, Werbeprospekten und Rechnungen. Nicht nur wegen ihrem schwarzen Rand, sondern vor allem wegen dem Namen, der darauf steht. Ich weiß nicht, wer die Person ist, die da gestorben ist. Mit dem Namen verbinde ich drei verschiedene Menschen. Und in einer Mischung aus Schrecken und Sorge gehe ich die Personen gedanklich durch, bis mir das Geburtsdatum klar macht, wer es war: Ein sehr sympathischer Kollege, der bei meinem Berufseinstieg am Ende seines Berufslebens stand. Weswegen ich ihn aus den Augen und aus dem Sinn verloren hatte. Seine Todesanzeige habe ich aufbewahrt, wegen dem Spruch, der darauf steht: „Wenn ein geliebter Mensch stirbt, geben wir eine Kostbarkeit zurück, die uns Gott geliehen hat.“ Ein Spruch, der mich sehr berührt hat, weil er so viel Liebe und Dankbarkeit ausdrückt Aber auch Demut und Vertrauen. Wirkliche, spürbare Demut gegenüber dem Schöpfer, dem Geber und Nehmer des Lebens. Dem aber ein grenzenloses Vertrauen entgegen gebracht wird. Ein Vertrauen, das selbst die Grenze des Todes überschreitet. Das den geliebten Menschen als eine Leihgabe Gottes sieht. Also als etwas, was von Gott kommt, eigentlich ihm gehört, zu ihm gehört. Von dem man sich aber furchtbar schwer trennt. Weil er durch sein Wesen, seine Persönlichkeit so einmalig, so kostbar gewesen ist. Ja in seinen guten Gaben vielleicht auch Spuren dessen hat aufscheinen lassen, wie wir uns Gott vorstellen: liebevoll, fürsorglich zum Beispiel. Weshalb wir den geliebten Menschen auch nicht gehen lassen wollen, nicht wieder zurück geben möchten. Und das ist nur menschlich, so menschlich wie zu lieben, über den Tod hinaus.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6806
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