Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ein Halsabschneider war er: Matthäus, sein Gedenktag ist heute. Seine offizielle Berufsbezeichnung war Zöllner, aber das war in biblischer Zeit gleichzusetzen mit einem, der die Menschen übers Ohr haut. Denn Zöllner waren keine staatlichen Beamten mit geregeltem Einkommen. Sondern sie waren freie Unternehmer. Der Staat verpachtete das Recht Zoll einzunehmen an Privatpersonen oder Firmen zu einem Fixpreis. Und diese Zollpächter trieben dann den Zoll ein und dabei gingen sie oft recht willkürlich und durchaus betrügerisch mit den Zolltarifen um. Der Beruf des Zöllners galt deshalb in der Bevölkerung als unehrenhaft. So einer war Matthäus. Und so einen machte Jesus zu seinem Freund, seinem Jünger. Überhaupt hat Jesus sich oft mit Zöllnern getroffen. Ist doch klar, dass dann die braven Bürger fragen, wie kann sich Jesus mit solchen Gangstern abgeben? Und auf diese Frage hat Jesus eine seiner alles schlagenden Antworten: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ (Mt 9,12) Leider ist in der Bibel nicht überliefert, wie die Zöllner reagierten, als Jesus sie als Kranke bezeichnet. Sie fühlten sich sicherlich nicht geschmeichelt, aber ich glaube Jesus hat Recht. Denn Menschen, die immer nur an ihren Gewinn denken, die bei allem was sie tun fragen, wie viel Geld kann ich damit verdienen, sind krank. Und eine Gesellschaft, die Gewinnmaximierung als obersten Leitsatz hat, ohne zu sagen, was mit diesem Gewinn denn Gutes getan werden soll, ist ebenfalls krank.
Jesus konnte wenigstens einige dieser Zöllner heilen. Wie den Zachäus, der nach der Begegnung mit ihm die Hälfte seines Vermögens den Armen gab (Lk 19) und eben unsern Matthäus, der später sogar die Geschichte von Jesus aufgeschrieben hat. Sein Buch ist das Matthäusevangelium, das erste Buch des Neuen Testamentes. Ich glaube nicht, dass es nur die Predigten von Jesus waren, die überzeugten, sondern sicherlich auch sein Lebensstil. Und das ist eine stete Aufforderung an uns Christen heute, wenn wir versuchen die Zöllner unserer Zeit zu bekehren oder selbst keine Zöllner zu sein.

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