Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Morgen also haben wir die Wahl. Wer wird uns in den nächsten vier Jahren regieren?
Ein Ergebnis scheint bereits sicher: Viele Bürger werden zuhause bleiben. Sie haben genug von der Politik, wenden sich enttäuscht ab. „Die Parteien machen doch nur leere Versprechungen.“ „Die da oben sind nur auf den eigenen Vorteil aus.“ So oder so ähnlich ist es zu hören.
Wer wollte bestreiten, dass es durchaus Gründe für solche Klagen gibt? Aber Politik wird von Menschen gemacht. Und Menschen sind nicht vollkommen. Die Macht ist eine große Versuchung. In dem Bemühen, sie zu erringen oder zu erhalten, bleiben Wahrhaftigkeit und Fairness manchmal auf der Strecke. Das gilt aber nicht nur für die Politik. Das ist nicht anders in der Familie, am Arbeitsplatz oder im Verein.
Das jüdisch-christliche Menschenbild ist da ganz realistisch. Seit Adam und Eva, Kain und Abel wissen wir: der Mensch ist zu allem fähig. Aufrichtig und verlogen, selbstlos und egoistisch, gut und böse. Der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, drückte das so aus: „Man muss die Menschen nehmen wie sie sind. Es gibt keine anderen.“
Politiker sollten Vorbilder sein, aber auch sie haben Schwächen und machen Fehler. Wie wir, ihre Wählerinnen und Wähler auch.
In einer freien Gesellschaft werden die Gewählten kontrolliert. Die Medien entlarven auch das Fehlverhalten der Politiker. Die Parteien müssen sich der Kritik stellen. Öffentlich wird darüber diskutiert. Und am Ende haben wir ja tatsächlich die Wahl. Wem vertrauen wir? Wer vertritt die Interessen der Allgemeinheit am glaubwürdigsten? Wir Bürger bestimmen darüber, wer uns regieren soll. Niemand sonst. Das war in Deutschland ja nicht immer so.
Bei aller Politikverdrossenheit – die Einsicht von Winston Churchill gilt noch immer:
„Alle Gesellschaftsordnungen sind schlecht. Aber die Demokratie ist die am wenigsten schlechte.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6781
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