Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

12SEP2009
DruckenAutor*in
„Jetzt mach schon – fahr endlich schneller!“ „Was, der Brief ist noch nicht angekommen?“ – „Wie, die Arbeit ist noch nicht erledigt – warum dauert dies so lange?“
Schneller, schneller, immer schneller – muss es gehen!
Es ist doch irgendwie verrückt: da hat sich die Fortbewegung vom eher gemächlichen Tempo einer Kutsche bis zur Geschwindigkeit eines Überschallflugzeugs gesteigert; die Frist einer Briefzustellung hat sich von einigen Wochen auf Tage oder gar Stunden reduziert; eine E-Mail mit Anhang kann ich in Sekundenschnelle von Mainz nach Hamburg oder auch nach Sao Paolo schicken.
Zeitgleich mit den vielen mechanischen und elektronischen Fortschritten ist das Leben der meisten unter uns nicht ruhiger und bequemer, sondern sichtbar hektischer geworden.
Das Verrückte daran ist, dass die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte ein besseres Leben ermöglichen sollen!
Was aber passiert? Wir technisch arbeitsentlasteten Menschen lehnen uns nicht zurück, um die gewonnene Ruhe zu genießen, nein: Wir beugen uns vor, um noch schneller zu sein, um noch mehr Zeit zu sparen.
Ich tue mich schwer bei der Vorstellung, auf Autos, Züge oder Flugzeuge genauso zu verzichten wie auf Radio, Fernsehen, Computer oder Telefone. Muss es aber wirklich immer schneller gehen, und was bleibt nicht alles auf der Strecke? Mag sein, dass es viele immer noch nicht wahrhaben wollen, (auch mir fällt die Umsetzung nicht gerade leicht) und doch ist die „Entdeckung der Langsamkeit“ wichtig, um wirklich leben zu können:
Ob ich mich beim Unterwegssein einer Landschaft, beim Musizieren der Musik, bei der Lektüre einem Text hingebe – es kann nur gelingen, wenn ich mir die Zeit dafür nehme, wenn ich es langsam geschehen lasse!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6757
weiterlesen...