SWR3 Gedanken

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Niels ist Pfarrer. Und er wohnt – in einem Pfarrhaus. Natürlich. Das Pfarrhaus steht gegenüber der Kirche. Und wie das so ist in einem Pfarrhaus: Niels bekommt häufig Besuch. Die Leute klingeln, wenn sie Sorgen haben, wenn sie etwas brauchen oder einfach „nur mal so“, zum quatschen.

Für die ganz konkreten Wünsche hat Niels eine besondere Kiste: In dieser Kiste befinden sich so Dinge wie Nudeln, Reis und Konservendosen, aber auch Decken und Jacken und Busfahrkarten. Geld gibt es nicht. Jedenfalls nicht so einfach auf die Hand. Im Pfarrhaus hilft man anders. Eben mit ganz konkreten Dingen.

Außerdem gibt es direkt neben Kirche und Pfarrhaus eine Bäckerei. Das ist sehr nützlich, wenn jemand klingelt und Hunger hat. Martin zum Beispiel. Der kommt öfters zum Essen vorbei. Und während Martin seine belegten Brötchen kaut, erzählt er Niels von sich. Wie er es zuhause in Mannheim nicht mehr ausgehalten hat. Wie er los ist, nach Frankreich, Spanien. Bis nach Portugal ist er gewandert. Aber jetzt will er wieder nach Hause, nach Mannheim. Gesättigt und mit einer warmen Decke in der Hand zieht er weiter.

Oder Jesus. Jesus kommt so alle paar Monate mal im Pfarrhaus vorbei. Jesus heißt Jesus, weil er glaubt, er sei der wiedergeborene und auferstandene Herr Jesus Christus. Bei einer Tasse Kaffee erklärt er dem Pfarrer, wie das so ist, als Jesus Christus in unserer Welt zu leben.
Oder Giselle. Sie hat drei Jobs und vier Kinder. Manchmal wächst ihr alles über den Kopf. Dann kommt sie auf einen Kaffee vorbei und erzählt von ihren Kindern. Manchmal reicht das Geld nicht ganz. Dann drückt Niels ihr Nudeln und Sauce in die Hand.

Niels sagt, in einem Pfarrhaus zu leben, ist manchmal ziemlich anstrengend. Aber es ist nie langweilig! https://www.kirche-im-swr.de/?m=6738
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