SWR3 Gedanken

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Du darfst nerven! Nein, du sollst es sogar: Drastische Aktionen, klare Worte – alles ist erlaubt. „Konzertierte Aktionen“ haben die es in den Siebzigern genannt. Den Poli-tikern sagen, dass man keine Lust hat auf langweilige, aussagelose Phrasen. Politik ist dazu da, dass man auch gegen Ende des Monats noch was zu beißen hat. Hand-fest. Konkret.

Warum ich das einfach so sage? Weil Gott das so will. Gott will, dass wir uns enga-gieren. So stehts in der Bibel. Wir sollen uns engagieren - vorzugsweise für die, die nichts haben, für die, die am Rand der Gesellschaft stehen. Gott will, dass wir Politik, die schlecht ist für die Schwächsten unter uns, nicht einfach laufen lassen.

Das ist Gottes Wille. Und um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen, hat Gott sich einiges einfallen lassen: Vor 2800 Jahren hat er dem Propheten Jeremia gesagt: Zieh dich aus und laufe nackt durch die Strassen. Zeig den Reichen und Mächtigen, dass sie auch mal nackt sein werden, wenn sie so weitermachen. Und Jeremia hat’s getan. Drei Jahre lang!
Ein andermal hat er sich ein Ochsenjoch umgelegt und ist damit rumgelaufen, um den Mächtigen zu zeigen: das macht ihr aus dem Volk: lauter Arbeitstiere.

Jeremia wollte, sollte provozieren. Anders hätten die Mächtigen damals wohl kaum aufgehorcht. Viel reden und nichts sagen, gab es schon damals. Und Dinge verspre-chen, die schnell wieder vergessen werden, wenn man die Macht hat, auch.

Wir müssen nicht gleich zu so drastischen Mitteln greifen wie Jeremia. Aber ein biss-chen mehr Kreativität würde ich mir schon wünschen.


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