SWR3 Gedanken

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Wir haben noch 2 bis 3 Jahre Zeit. Zeit um den nächsten Amoklauf an einer Schule zu verhindern. Maximal zwei bis drei Jahre, denn seit 10 Jahren gibt es alle zwei bis drei Jahre ein so genanntes „school-shooting“ in Deutschland. Gewalttaten an Schulen mit einem oder mehreren Toten. Sogenannte Amokläufe sind nicht zu verhindern, sagen nicht wenige. Sie haben wohl recht, wenn sie dabei nur an Gesetzesverschärfungen, Verbote oder technische Vorkehrungen denken. Sie haben nicht recht, wenn sie dabei Vorsorge, Ursachenforschung und Vorbeugungsmaß-nahmen meinen. Wir können lernen. Wir müssen lernen aus den schrecklichen Ereignissen von Winnenden, Emsdetten oder Erfurt. Das sind wir den Opfern und den Angehörigen der Opfer schuldig. Und den Tätern, die natürlich und zuerst Täter sind, aber auch Opfer. Wir können zum Beispiel lernen, dass es niemals nur eine Ursache für einen Amoklauf gibt. Jeder ist anders, aber jeder entsteht aus einem unseligen Bündel von rabenschwarzen Gründen, die dann zur mörderischen Katastrophe führen. Es fängt an in der Familie, wie so vieles. Wie viel Zeit, Aufmerksamkeit, Respekt und Liebe bekommen die Jungs! Ja, die Jungs, denn ausnahmslos alle Amokläufe in Schulen wurden von männlichen Heranwachsenden verübt. Wir brauchen heutzutage eine Jungenförderung, eine Begleitung pubertierender Jungs. Auch und gerade in der Schule, diesem Zentrum möglicher Kränkungen. Wir müssen lernen menschenverachtende Medien zu ächten. Wenn Horrorbilder zu Vorbildern werden und Töten virtuell trainiert werden kann. Und nicht zuletzt müssen wir uns fragen was Waffen in Privathaushalten zu suchen haben. Es gibt viel zu tun. Wir müssen aber auch viel tun, wenn wir den nächsten Amoklauf in einer Schule vermeiden möchten. Wir haben noch zwei bis drei Jahre. Das ist viel Zeit oder auch wenig.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6646
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