SWR3 Gedanken

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Weiß die nicht, wie beten geht? Dachte ich, aber es war anders.
Eine Frau fragte mich:„Können sie für meine Mutter beten, ich kann das gerade nicht“. Ich kannte die Mutter von Besuchen. Beim vorletzten Mal war sie noch ganz fit. Beim letzten Mal ging es ihr schon nicht mehr gut und jetzt lag sie nur noch im Bett. Und war dem Sterben nah. Es war ihr sichtlich eine Qual. Nachdem ich sie dann besucht hatte fragte mich die Tochter eben, ob ich für sie beten könnte.
Naja, dafür bin ich als Pfarrer wohl da, dachte ich. Und doch- so einen Auftrag hatte ich bisher noch nicht bekommen. Also ging ich in die Kirche und zündete eine Kerze an. Und dann habe ich für die Frau und für deren Tochter gebetet. Ich habe Gott erzählt, was die Frau mir erzählt hat.
Als die Mutter gestorben war, kam ich wieder zur Tochter. Und da bedankte sie sich als erstes dafür, dass ich für sie gebetet hatte. „Wissen Sie, dann hatte ich den Kopf frei und konnte mich um meine Mutter kümmern.“

Stimmt, habe ich gedacht. In der Bibel gibt es einen Satz, der das ganz schön beschreibt, wie man sich den Kopf frei machen soll: Werft eure Sorgen auf Gott, er sorgt für Euch.

Ich verstehe den Satz so: Ich muss mir keine Sorgen machen, weil Gott sich Sorgen macht. Und weil Gott sich Sorgen macht, muss ich mir keinen Kopf machen.
Die Frau hat mit mir das gleiche gemacht. Sie gab mir den Auftrag, dass ich mir Sorgen machen soll, sie hat sich dafür einfach um ihre Mutter gekümmert.
Die Frau wusste sehr wohl, wie beten geht: Nämlich für einander die Sorgen vor Gott bringen, dann soll der sich sorgen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6626
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