SWR3 Gedanken

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„Das Beste in meinem Leben war wohl, dass ich Mönch wurde“ – das sagt Pater Theodor, ein deutschstämmiger Mönch in einem der größten Klöster Amerikas. Vor kurzem wurde er 106 Jahre alt. Er gilt als der älteste Benediktinermönch der Welt. Ein Titel, der ihm wohl ziemlich egal ist. Denn es ging ihm trotz seiner Bodenständigkeit als Priester und Pädagoge immer auch um den Himmel. Wenn er danach gefragt wird, warum er denn Mönch geworden ist, sagt er: “Ich dachte das Kloster sei der beste Platz um sich auf den Himmel vorzubereiten. Und wenn man ihn, den 106 Jährigen fragt, ob er noch Wünsche habe, dann antwortet er: “Ja, ich habe den Wunsch nach dem Himmel“ und lacht „wissen Sie, ich lebe ja schon so lange, jetzt freue ich mich auf die Ewigkeit.“
Da stehe ich staunend vis á vis und frage mich, was kann ich lernen von solch einem Menschen? Einem Menschen, der das ganze letzte Jahrhundert miterlebt hat. Der mit 17 in das Kloster kommt, das er später auch leiten wird und in dem er jetzt bald 90 Jahre lebt. Ein Mönch, der 2000 Bücher gelesen und über 4000 junge Menschen ausgebildet hat.
Ein offener, wissensdurstiger und weiser alter Mann. Der mit 99 Jahren Spanisch gelernt hat und mit 100 mit dem Computer umzugehen.
Was lerne ich aus einem solch außerordentlichen Leben, ohne nur in Ehrfurcht zu erstarren?
Ich lerne, dass zu einem geglückten Leben gehört, die Beine fest auf dem Boden zu haben und den Kopf oder besser das Herz – im Himmel. Neugierig sein, die Welt, die Menschen kennen zu lernen, immer besser verstehen zu wollen. Ich lerne, dass zu einem glücklichen Leben gehört Gott und die Menschen zu lieben. Und dadurch immer wieder Glück zu erfahren und zu innerem Frieden zu finden. Und so immer wieder schon hier (auf Erden) eine Ahnung davon zu bekommen, wonach sich der 106 Jährige Pater so herrlich gelassen sehnt: nach dem Himmel!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=662
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