SWR3 Gedanken

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Spinner, Selbstdarsteller oder Held? Brian Haw, ein 58jähriger Brite campiert seit 5 ½ Jahren vor dem Parlament in London. Tag und Nacht protestiert er dort vor dem britischen Unterhaus gegen die Beteiligung Englands im Konflikt mit dem Irak. Er verlässt seinen Protestplatz nur, wenn er Duschen geht, wenn er was zu essen braucht oder wenn er an einem Hearing im Parlament teilnimmt. Mit seinem Dauerprotest ist er zu einem lebenden Wahrzeichen Londons geworden und zu einer Art Pilgerstätte der britischen Friedensaktivisten.
Um die Kinder gehe es ihm, sagt der 7fache Familienvater. Um die Zukunft seiner eigenen Kinder, die in einer Nation leben sollen, die Frieden bringt und keinen Krieg. Und um die Kinder im Irak gehe es ihm. Mit denen er leide. Wie mit allen Kindern denen es schlecht geht.
Brian Haw’s Engagemant ist so radikal, dass darüber seine Ehe in die Brüche ging. Und er ist so strikt, dass er seinen Protestplatz nicht mal zur Hochzeit seiner Tochter verlassen hat.
Spinner, Selbstdarsteller oder Held? Vielleicht ist Brian Haw besser zu verstehen, wenn man ein wenig von seinem Leben erfährt. Sein Vater war einer der ersten britischen Soldaten, die am Ende des 2. Weltkriegs das KZ Bergen-Belsen befreit haben. 20 Jahre später nahm er sich das Leben. Sein Sohn Brian war da 16 Jahre alt. Mit 16 ging er als Zimmermann in den Schiffbau und fuhr danach zur See. Was ihn in die ärmsten Gegenden der Welt brachte. In Kambodscha half er beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes und in den 70er Jahren ging er nach Nordiralnd um in dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten zu vermitteln.
Spinner, Selbstdarsteller oder Held? Ich denke Brian Haw ist ein Mensch wie es sie nur selten gibt: visionär bis zum Anschein der Verrücktheit und radikal bis zur Rücksichtslosigkeit. In der Bibel heißen solche Menschen Propheten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=661
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