SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Gutes zu tun ist ein menschliches Grundbedürfnis.
Wenn ich anderen helfe, dann helfe ich mir im Grunde selbst.
Von dem christlichen Philosophen Amos Comenius stammt der Satz:
„Wer sich nicht ernstlich wünscht, dass es der Menschheit gut gehe, der vergeht sich an ihr.
Er ist aber auch kein wahrer Freund seiner selbst, wenn er sich wünscht, als Weiser unter Dummen, als Gesunder unter Kranken, als Guter unter Schlechten, als Glücklicher unter Elenden zu leben.“

Wer Gutes tut, denkt also durchaus auch an sich selbst. Oder umgekehrt: Wenn mir das eigene Wohl am Herzen liegt, werde ich für das Wohl anderer sorgen. Hängt doch das Glück des Einzelnen vom Gleichgewicht des Ganzen ab - und umgekehrt. Beispiel Wasser: Es lohnt sich, mit seinem Geld wasserarmen Ländern beim Aufbau einer Versorgung zu helfen. Es lohnt sich auch, politische Entscheidungen kritisch unter die Lupe zu nehmen, die den globalen Wasserverbrauch in die Höhe treiben. In diesem Zusammenhang etwa die sog. Abwrackprämie.
Wussten Sie, dass die Produktion eines Neuwagens neben zahllosen Rohstoffen ca 400.000 Liter Frischwasser verschlingt? Bei 10 Autos sind das schon 4 Millionen Liter Wasser. Ich wage kaum zu fragen, wie viele Haushalte man damit versorgen könnte. Geschweige denn, was es bedeutet, wenn in wasserarmen Ländern unsere Billigautos produziert werden.
Umweltpolitisch ist jeder Neuwagen ein Desaster.

Nun tue ich ja noch nichts Gutes, wenn ich keinen Neuwagen kaufe. Man könnte sogar sagen: ich schade der angeschlagenen Auto-Wirtschaft, übersehe das Problem der Arbeitslosigkeit. Und doch gehört das für mich zum Thema. Indem ich mir um die Versorgung wasserarmer Länder Gedanken mache, denke ich auch an mich und vor allem an die Zukunft meiner Kinder. Wenn weltweit das Wasser knapp wird, steht der Friede auf dem Spiel, auch in Europa, auch in unserem Land.

Wer Gutes tut, darf auch an sich selber denken, und er muss es sogar tun.
Wenn Menschen einander Böses tun oder die Schöpfung aus dem Gleichgewicht bringen, dann ist die Grundlage meiner eigenen Existenz in Gefahr. Dann werde ich zum Freund meiner selbst, wenn ich Partei ergreife, wenn ich mir das Wohlergehen anderer etwas kosten lasse.
Denn letztlich geht es dabei immer um die ganze Menschheit, um Gottes Schöpfung, um Gottes Ehre.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6599
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