SWR3 Gedanken

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Wer Fragen stellt kriegt nicht immer die Antwort, die ihm gefällt. So geschehen vor zwei Wochen im Konfirmandenunterricht. Wir hatten das Glaubensbekenntnis unter der Lupe. Die Aufgabe war: „Prüfe die einzelnen Aussagen und schreibe auf, was du glauben kannst und was nicht und begründe es.“ Die Jugendlichen teilten sich in zwei Gruppen ein und ich merkte, dass in der einen Gruppe eine lebhafte Diskussion entstand. Ich hielt mich raus. Als sie das Ergebnis vorlasen, gab es u.a. Sätze wie:
„Himmel und Erde sind nicht durch Gott, sondern durch den Urknall entstanden!“ „Jesus kann nicht vom Heiligen Geist empfangen worden sein, weil der keine Person ist.“ „Wir glauben nicht an die Auferstehung, weil das gar nicht funktioniert.“ Provokation? Ich denke nicht. Es waren wirklich ihre Antworten. Ich hatte ja gefragt. Es waren halt nur nicht so ganz die Ideen, die ich erhofft hatte! Und dann ging die Diskussion los. Die Fragen und Antworten flogen hin und her: untereinander und mit mir. Das mit dem Urknall war schnell geklärt und ok. Das mit dem Heiligen Geist ebenso. Manches konnten sie gut akzeptieren und nachvollziehen – manches blieb ihnen völlig fremd. Vor allem das mit der Auferstehung. Es brauchte viel Geduld und viele Argumente – auch von anderen Konfis, bis die Gruppe es zumindest mal so stehen lassen konnten und das nicht mehr völlig abstrus fand.
Wer Fragen stellt kriegt nicht immer die Antworten, die ihm gefallen – das ist wohl so. Aber gerade mit Jugendlichen – so denke ich – kann nur so ein echter Glaube entstehen: Durch offene Fragen und ehrliche Antworten – auch wenn das manchmal heißen muss: „So genau kann ich das auch nicht sagen. Ich weiß es nicht.“ Nur dann sind wir glaubwürdige Christinnen und Christen. Ob sie es dann auch wirklich selbst unterschreiben können, wenn sie zur Konfirmation gehen? Wer weiß - schön wär’s ja!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6473
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