SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Irgendwann im Frauengottesdienst sagt eine Frau in die Runde: „Wissen sie, ich bin damit groß geworden, dass meine Eltern mir immer wieder eingetrichtert haben: „Der liebe Gott sieht alles. Und er ist ganz traurig, wenn du dich so benimmst!“ Erst entstand ein Moment Stille und dann zögernde Zustimmung von vielen der Frauen, die da waren. Es wunderte mich nicht. Wie oft habe ich so was schon in der Gemeinde gehört, dass Menschen ihr Bild von Gott schildern und dabei eher von Angst und Unbehagen sprechen, als von Liebe und Vertrauen! Wie oft haben offensichtlich Pfarrer, Lehrer, Eltern und Großeltern ihr eigenes kleinliches und ungnädiges Bild von Gott missbraucht, um mit seiner Hilfe Angst zu schüren und Gehorsam zu zwingen. Dass sie dabei völlig gegen Gott sprechen, das hat sie offenbar nicht wirklich interessiert. Hätten sie doch mal in die Bibel gesehen. Es wäre ihnen selbst und ihrer Umwelt viel erspart geblieben! In der Bibel heißt es nämlich: „Gott ist die Liebe!“, und nicht „Gott ist der Druck, das Böse!“. Es heißt, Gottes Name ist: „Ich bin da. Ich bin für dich da!“ und nicht: „Sieh zu, wie du klar kommst und benimm dich bloß nicht daneben!“ Es heißt: „Gott sieht das Herz an“ aber nicht: „big brother is watching you!“
Das heißt nicht, dass Gott immer nur für alle Liebkind macht, das glaube ich nicht. Er wird uns schon prüfen und fragen, warum wir so und so gehandelt haben. Aber eben um uns zu verstehen und nicht um uns abzuurteilen!
Die Frau im Frauengottesdienst hatte es in langen Jahren und unter manchen Kämpfen geschafft, sich von diesem drohenden Bild Gottes zu lösen. Sie hatte verstanden: Angst kann keine Liebe schenken! SIE hatte in der Bibel gelesen. Und zwar die Stelle, an der steht: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern Liebe treibt die Furcht aus; denn Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6470
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