SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ich habe bereits meine Koffer gepackt. In Kürze reise ich beruflich wieder einmal nach Ostafrika und die Vorfreude ist groß. Ich habe ein paar Jahre dort gelebt und freue mich auf viele bekannte Gesichter.
Besonders freue ich mich auf das lebendige Christentum dort. Es ist aufregend zu sehen, welche neuen Formen der Glaube dort immer wieder hervorbringt. Ein spannender Dialog entsteht zwischen der christlichen Tradition und der afrikanischen Art, zu beten, zu tanzen und zu singen.
Umgekehrt habe ich aber auch beobachten können: So wie weltweit überall die gleichen Fast-Food-Ketten sprießen, so wird auch die Art, den Glauben zu leben, immer einheitlicher. Es entwickelt sich so etwas wie eine globale Frömmigkeit mit Showeffekt. Auf den Straßen und Plätzen Afrikas, in Fußballstadien und ausrangierten Kinos wird im gleichen Stil gepredigt, gesungen und gebetet wie in den USA, Europa oder Asien.
Ich halte es aber für wertvoll, wenn Menschen verwurzelt sind in lokalen Traditionen.
Wie wir unseren Glauben ausdrücken, das hat mir unserer Herkunft zu tun. Unsere Identität wird davon geprägt, wie und wo wir aufgewachsen sind. Und nur wenn unser Glaube zusammenkommt mit dem, was uns wirklich geprägt hat, kann er unser Leben tragen.
Die afrikanischen Theologen nennen das „Inkulturation“: Dass versucht wird, den christlichen Glauben in einen Dialog zu bringen mit der örtlichen Kultur. Das wirkt sich in Afrika etwa in den Gottesdiensten aus. Hier dominiert nicht mehr die Orgel, sondern Trommel und Tanz und Bewegung bestimmen das Geschehen. Das zeigt sich aber auch in der Theologie, wenn z.B. die afrikanische Ahnenverehrung in Beziehung kommt mit der Verehrung der Heiligen als Ahnen unseres Glaubens. Diese Theologie versteht Christus als Ur-Ahn, der mit seinem Beispiel allen Gläubigen vorangegangen ist.
Es ist klar: Niemand kann die Globalisierung einfach ignorieren. Wir alle haben uns den Herausforderungen zu stellen, die sie mit sich bringt. Aber wenn die Welt näher zusammenrückt, ist es noch wichtiger als vorher, dass wir wissen, was uns als Person geprägt hat. Der Glaube kann so zu einer wichtigen Hilfe werden im Meer der Möglichkeiten und Einflüsse – dann nämlich, wenn er etwas mit unserer Kultur, mit unserem Leben zu tun hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6434
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