SWR3 Gedanken

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Mein Schwager ist aus Amerika zurückgekommen. Drei Jahre Projektarbeit in Detroit. Jetzt mit der ganzen Familie zurück nach Stuttgart. Ich habe versprochen, beim Renovieren zu helfen, und bin das ganze Wochenende am Streichen. Dietrich will ein Alien in sein Kinderzimmer, Bernhard möchte es lieber ganz blau. Und meine Schwägerin lässt uns das Wohnzimmer gleich mehrmals streichen weil sie sich nicht so richtig entscheiden kann: vielleicht doch lieber ein bisschen heller?
Mir macht das Spaß, weil ich gerne mal handwerklich anpacke. Und es ist für mich selbstverständlich, dass ich meiner Verwandtschaft helfe.
Das Wochenende ist schnell rum und auch wenn wir nicht ganz fertig geworden sind, haben wir doch einiges geschafft gekriegt. Spüle und Herd funktionieren und einige Zimmer sehen schon richtig gut aus. Meine Schwägerin drückt mir zum Abschied herzlich die Hand und sagt: „Vielen vielen Dank. Ohne Dich wären wir nicht so weit gekommen.“
Ich freue mich natürlich über das Lob, aber dann denke ich an meine Pflegekinder. An Lauri, der sechs Jahre ist und an Shakira, die zwei ist. Daran, dass sie zuhause geblieben sind, daran, dass ich dieses Wochenende nichts mit ihnen unternehmen konnte. Ich war nicht mit ihnen im Schwimmbad und habe keine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Und ich sage zu meiner Schwägerin:
„Eigentlich müsstest Du Dich bei meinen Kindern bedanken. Weil sie ein ganzes Wochenende auf mich verzichtet haben.“


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