SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Sie wollten schon immer einmal mit Gott sprechen? Wählen Sie 0031-644244901. Unter dieser Nummer erklingt nämlich folgende Ansage: „Sie hören die Stimme von Gott. Zur Zeit kann ich Ihren Anruf leider nicht entgegen nehmen.“ Und dann kommt der Signalton. Und man kann eine Nachricht hinterlassen. Falls Gott zurückrufen will.

Was er in der Tat nie tun wird. Denn hinter der Mailbox verbirgt sich der niederländische Konzeptkünstler Johan van der Dong. Der hat sich das Projekt mit dem Handy des Herrn ausgedacht, um „dem Ritual der stillen Zwiesprache mit Gott eine neue, zeitgemäße Form zu geben“, wie er sagt. Mit anderen Worten: Ihm geht es ums Beten.

Früher seien die Menschen zum Beten in die Kirche gegangen, erklärt van der Dong. In einer mobilen und vernetzten Gesellschaft will der Künstler nun sehen, wie die Menschen auf eine Hotline mit Gott reagieren. Mittlerweile haben sich mehrere hundert Nachrichten auf der Mailbox angesammelt. Ob aus Neugier oder echter Frömmigkeit sei einmal dahingestellt.

Ich jedenfalls habe aus Neugier angerufen. Und das gleich dreimal, weil die Ansage auf Niederländisch ist, und diese Sprache verstehe ich ziemlich schlecht. Hier scheitert mein Kontakt mit Gott also schon einmal an einer Sprachbarriere. Was bin ich froh, dass der Gott, an den ich glaube, alle Sprachen der Menschen spricht.

Im Übrigen verfolgt Gott schon seit Jahrtausenden ein ganz anderes Konzept als der Konzeptkünstler. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“, heißt es im 50. Psalm. Mit anderen Worten: Gott hat eigentlich die mobile Kommunikation erfunden. Ich kann ihn von jedem Platz dieser Erde aus erreichen und bin grundsätzlich immer mit ihm vernetzt.

Also lege ich das Telefon zur Seite und weiß: Ob ich in die Kirche gehe oder in meinem Auto sitze, ob ich in meiner Küche werkle oder in meinem Garten ruhe, kann ich mit Gott reden. Auf einer 24-Stunden-Hotline. Noch dazu ohne Auslandsgebühren.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6364
weiterlesen...