SWR3 Gedanken

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Sie haben Urlaub in einem Drei- oder gar Vier-Sterne-Hotel gebucht? Ha, ich kenne einen, der war in einem Tausend-Sterne-Hotel. Und der heißt Jakob. Allerdings war der nicht auf einer Urlaubsreise, sondern auf der Flucht. Vor seinem tobenden Bruder, der ihm ans Leder wollte. Weil Jakob ihn nach Strich und Faden betrogen hat.

Um sein Leben zu retten, macht sich Jakob auf die Reise. Ungefähr 600 Kilometer liegen vor ihm. Das schafft man nicht an einem Tag zu Fuß. Und als es Nacht wird, sucht er nach einem Platz, wo er ausruhen kann. Weit und breit nichts. Kein Haus, keine Hütte. Und schon gar kein Hotel.

Deswegen lehnt sich Jakob irgendwann an einen Stein und schläft ein. Und in dieser Nacht wird der offene Himmel zu einem Tausend-Sterne-Hotel. Zum Tausend-Sterne-Hotel Gottes. Denn dort erholt sich Jakob. Im Schlaf. Nicht nur körperlich. Seine Seele wird heil. Weil Gott im Traum mit ihm spricht.

Gott weiß alles über Jakob. Er kennt ihn in- und auswendig. Er kennt den Mist, den er gebaut hat. Er weiß um die die Schuld, die er mit sich herumträgt. Aber, sagt Gott, trotzdem bleibe ich bei dir. Auf deiner Lebensreise. Ich begleite dich bis ans Ende deiner Tage. Und ich will, dass es trotz und alledem gut mit dir ausgeht.

Am nächsten Morgen wacht Jakob auf. Auf der Stirn trägt er noch den Abdruck des harten Steines, auf dem er geschlafen hat. Aber in seiner Seele spürt er den warmen Zuspruch Gottes. Und mit frischem Mut und neuer Energie macht sich Jakob wieder auf die Reise.

Aber erst gibt er seiner Bleibe für die Nacht noch einen Namen. Er nennt den Ort „Haus Gottes“, obwohl da tatsächlich nur ein Stein steht. Aber für Jakob ist und bleibt dieser Ort eine Luxusherberge. Weil an diesem Ort seine Seele heil geworden ist. Weil er in Gottes gutem Wort Erholung gefunden hat. Weil überhaupt ein gutes Wort manchmal mehr zählt als alle Wellness-Angebote dieser Welt.

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