SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Sonne lockt mich ins Grüne. Weil ich nicht viel Zeit habe, gehe ich auf eine Stunde in den Park. Setze ich mich auf eine Bank und lasse den lieben Gott einen guten Mann sein. Entspannt lehne ich mich zurück – und spüre etwas Kaltes in meinem Rücken. Ah, ein Schild.

Auf Messing eingraviert lese ich den Namen dessen, der diese Bank gespendet hat. Ein Name, der mir nichts sagt und den ich wahrscheinlich auch gleich wieder vergessen werde. Obwohl das wohl gerade nicht Zweck der Übung ist. Wer eine Bank im Park spendet, der will nicht vergessen werden. Der will, dass man sich seiner erinnert. Wenigstens durch diese Bank.

Ich überlege mir, was das wohl für ein Mensch war. Das Schild sagt mir, dass es sich um einen Industriellen handelt, der in den 50ern des 20. Jahrhunderts eine Firma zur Herstellung von Schuhleisten gegründet hat. Die Firma gibt es noch, aber sie trägt nicht mehr seinen Namen. Womöglich gibt es dort noch ein paar Menschen, die sich an den alten Chef erinnern. Aber die Jungen, die ihn nicht mehr kennen gelernt haben, die werden mit den Achseln zucken, wenn sein Name fällt. Wer? Nie gehört.

Ob sich wohl jemand in ein paar Generationen an meinen Namen erinnert? Wo ich noch nicht einmal eine Firma gegründet oder eine Parkbank gestiftet habe. Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wird auch mein Name irgendwann einmal vergessen sein. Wer? Nie gehört. Das könnte mich traurig stimmen. Weil auch ich gerne hätte, dass sich jemand meiner erinnert. Daran denkt, wer oder was ich gewesen bin.

“Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind”, heißt es im Evangelium. Ein Stück Unsterblichkeit wird da verheißen. Nicht auf einer Parkbank, sondern im Himmel. Da wird sich auf jeden Fall einer an mich erinnern. Ich werde nicht vergessen sein. In Ewigkeit nicht. Und der Parkbankstifter übrigens auch nicht.
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