SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

In der evangelischen Kirche gibt es für jeden Tag ein Bibelwort. Heute ist das ein Wort aus dem Buch des Propheten Hosea. Da heißt es: „...wir wollen nicht mehr sagen zu den Werken unserer Hände: »Ihr seid unser Gott...«“ (Hosea 14,4)
Wann hören wir das? Wenn Menschen vor Stars aller Sparten niederknien und die Hände falten – vom Musiker bis zum Fußballer: „Du bist göttlich!“ Oder wenn man seine Liebsten anhimmelt? Das kann bei Hosea nicht gemeint sein. Geliebte Menschen, Stars und Sternchen – ob wir sie anhimmeln oder vergötzen - wir stellen sie vielleicht manchmal etwas zu sehr auf´s Podest – aber sie sind nicht die Werke unserer Hände. Es muss etwas anderes sein.
„...wir wollen nicht mehr sagen zu den Werken unserer Hände: »Ihr seid unser Gott...«“ (Hosea 14,4). Mit den Werken unsrer Hände müssen Produkte gemeint sein, die für das stehen, was Menschen sonst von Gott selber erwarten, also Schutz und Geborgenheit – Orientierung und Ermutigung.
Prominentes Beispiel in der Bibel für ein solches Produkt der menschlichen Hände ist ein Stierbild, das goldene Kalb. Als Moses vom Berg Sinai nicht zurückkam und das Volk in der Wüste nicht weiter wusste, da wollte es Ersatz: „Aaron, auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergeht!“ Alles haben sie gegeben, alle Wertsachen geopfert für das goldene Kalb - für ein Produkt menschlicher Hände – für ein göttliches Gegenüber – als Leitbild und Orientierung.
Was ist daran töricht? Im Grunde nur dieses eine: Wir Menschen verlieren ein lebendiges Gegenüber. Gott wird ein Ding, unkommunikativ, ein kritikloser, stummer Jasager. Diese selbst gemachten Götter Marke Eigenbau führen nicht weiter, sie sind wie willenlose, alles abnickende Partner. Sie stören gar nicht und genau das ist ihr Problem. Man trägt sie vor sich her und küsst sie (Hosea 13,2), – sie sind für alles und jedes zu gebrauchen und zu missbrauchen. Und das ist nun gar nicht immer harmlos.
Hosea hat in seiner Zeit gesehen, wie solche Götter Marke Eigenbau eingespannt werden für Menschenopfer, für Waffen und für Großmachtpolitik. (Hosea 13,2;14.4) Mich macht das Wort aus Hosea hellhörig - für meine Zeit. Wenn Medikamente angeblich in allen Nöten helfen –
wenn es von Autos heißt „Nichts ist unmöglich“ und kein Hindernis unüberwindlich - oder wenn ein Kriegsschiff den Namen Corpus Christi trägt - da frage ich mich dann doch, wie sehr die, die ihre Produkte so vergöttlichen, damit sehr eigene Pläne verfolgen.
Dieser kleine Unterschied - zwischen einem Gott der Bibel, der selber zu Wort kommt, mit Trost und Ermahnung - und den Göttern aus eigenem Anbau – der ist für mich weiterhin lebenswichtig.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=636
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