SWR2 Wort zum Tag

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Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – das ist das Motto der Französischen Revolution und der Wahlspruch auch der französischen Republik heute. Diese begeht an diesem Tag ih-ren Nationalfeiertag. Am 14. Juli 1789 war in Paris die Bastille, die damals Gefängnis war, gestürmt worden. Der Sturm auf die Bastille gilt als Geburtsstunde der Französi-schen Revolution. Auch in unserem Land ist die Revolution in Frankreich von Vielen be-geistert begrüßt worden. Auch bei uns gab es die Sehnsucht nach Freiheit, politischen Mitspracherechten und nach der Achtung der Menschenwürde.

Es waren die Ideen der Aufklärung, durch die die Sehnsucht nach Freiheit und die Über-zeugung von der Würde jedes Menschen geweckt wurden. Die Kirchen waren damals so-sehr an die Herrschenden gebunden, dass sie erst allmählich die Bedeutung dieser Ideen verstanden haben. Einer der Gründe dafür war allerdings auch, dass die in der Französi-schen Revolution erkämpfte Befreiung bald in Gesinnungsterror, Gewalt und Terror um-geschlagen war.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und die Würde jedes Menschen können aber auch vom christlichen Glauben her verstanden werden:
Die Würde des Menschen ist für Christen darin begründet, dass jeder Mensch Gottes Ge-schöpf ist und von ihm geliebt wird. Auch das Kind. Auch der alte oder der behinderte oder der verarmte Mensch. Auch der Mensch, der Schuld auf sich geladen hat, kriminell geworden ist und dafür bestraft werden muss!
Freiheit erfahren Christen durch den Glauben, dass ihnen ihre Schuld vergeben ist und sie zu einem Leben in Verantwortung befreit wurden. Christen treten darum für soziale Bedingungen ein, die ein freies und verantwortungsvolles Leben ermöglichen.
Gleichheit hat für Christen ihren Grund darin, dass alle Menschen, so verschieden sie sein mögen, vor Gott gleich wert gehalten werden. Das führt z.B. zur Verpflichtung, für glei-che Bildungschancen einzutreten und sie zu ermöglichen. Brüderlichkeit, ein geschwister-licher Umgang miteinander, ist immer neue Aufgabe in der Kirche. Konflikte dürfen das Miteinander nicht zerstören. Dies gilt ähnlich auch für politische Auseinandersetzungen, in denen das Wissen um die gemeinsame Verantwortung für das Wohl aller nicht verloren gehen darf.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind im christlichen Glauben verwurzelt und können von ihm her verstanden werden. Sie sind zugleich vernünftige Maßstäbe für das Zusam-menleben in der Gesellschaft.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6355
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