Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Der Jakobsweg ist für viele wieder ein Begriff: sie haben das Pilgern für sich entdeckt. Dabei kommen sie zu sich selbst, erleben die Natur und lassen sich Zeit, zu Fuß von einem Ort zum andern zu gehen. Namensgeber des Jakobswegs ist Jakobus. Er war einer der engsten Freunde Jesu und heute ist sein Namenstag.

Jesus und Jakobus müssen sich sehr nahe gestanden haben, denn Jakobus darf überall hin mitgehen. Wenn die meisten der zwölf Jünger zurückbleiben müssen – Jakobus darf mit. Er ist dabei, wenn Jesus sich zum Beten zurückzieht, wenn er auf einen Berg steigt, wenn er sich fürchtet. Jakobus ist ein verlässlicher, treuer Begleiter. Viele Worte sind von ihm nicht überliefert. Aber einmal wird deutlich, dass er eine ganze Menge von sich und seinen Fähigkeiten hält. Dabei vergaloppiert er sich allerdings kräftig und schießt weit über das Ziel hinaus. Und das kam so: Jesus und den Jüngern wird unterwegs in einer Dorfherberge die Übernachtung verweigert. Jakobus ist erbost. Das müssen sein Meister und er sich nicht gefallen lassen! Er bietet an, Feuer vom Himmel fallen zu lassen, um das ganze Dorf mit Mann und Maus zu verbrennen.

Doch Jesus weist ihn zurecht. Denn was Jakobus da vorschlägt, kann nicht so stehen bleiben. Gewalt ist nicht der Weg Jesu. Ein Massenmord wegen verweigerter Gastfreundschaft kommt für ihn nicht einmal in Gedanken in Frage. Stattdessen zeigt er Jakobus und den anderen Jüngern die einzig sinnvolle Alternative: Den Staub des Dorfes aus den Kleidern klopfen und weiterziehen. Und dann einfach woanders übernachten. Jesus ist klug genug, nicht in die Sackgasse des Jakobus zu laufen.

So hat Jakobus im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeigehen, auf dem Weg etwas gelernt. Den allerersten Jakobsweg ist Jesus selbst mit Jakobus gegangen. Er hat ihm beigebracht: Lege Hass und Zorn ab! Prahle nicht mit deiner Verbindung zum Himmel! Verzichte auf Rache! Lass dich nicht auf den Weg der Gewalt ziehen, sondern halte dir andere Wege offen!

Wer heute ein Stück vom Jakobsweg läuft, der geht in den Fußstapfen des Jakobus. Er kann dort die alte Erfahrung der Pilger machen: Der Jakobsweg ist ein Weg des Friedens.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6337
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