Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“ Mit dieser Aufschrift war vor kurzem ein Bus drei Wochen lang quer durch Deutschland unterwegs.
Diese Aktion ist kein Einzelfall. Viele wollen zurzeit zeigen, dass an der Religion nichts dran ist und dass es Gott gar nicht gibt. – Nun, sollen sie doch! Ich sehe die Kritik an meinem Glauben ziemlich entspannt. Denn ich glaube nicht, dass solche Aktionen Gott irgendetwas anhaben können.

„Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“ Schon die Wortwahl macht mich stutzig: Sicherheit verbinde ich mit dicken Tresoren, bewaffneten Wachmännern, komplizierten Schließanlagen. Wahrscheinlichkeit – das hat etwas mit Mathematik zu tun. Aber Gott lässt sich nicht einschließen und nicht berechnen. Gott ist schließlich nicht ein Ding, wie ein Haus, ein Baum oder sogar das ganze Weltall. Gott ist schließlich nicht von dieser Welt. Einen Gott, den es gibt – so wie es ein Haus, einen Baum oder das Weltall gibt – so einen Gott gibt es nicht.
Deshalb beginnt das christliche Glaubensbekenntnis auch nicht mit den Worten: Es gibt einen Gott – so als müssten wir das feststellen und beweisen. Im Glaubensbekenntnis heißt es stattdessen: Ich glaube an Gott. – Ich setze mein Vertrauen auf ihn und bin bei ihm in guten Händen. Von Gott will ich keine Sicherheit, die mich in Watte packt. Von Gott wünsche ich mir Zuversicht für mein Leben. Von Gott wünsche ich mir ein Leben in Freiheit. Und wenn ich etwas bei ihm suche, dann sicher keine Wahrscheinlichkeit, die sich ausrechnen lässt. Bei Gott suche ich Wahrheit. Eine Wahrheit, die mir gerecht wird.

Der Veranstalter der „gottlosen“ Busfahrt durch die Republik hat übrigens gesagt, die meisten Christen hätten den Slogan auf dem Bus „sportiv“ genommen. Sogar im frommen Stuttgart habe man viel miteinander gelacht. Auch beim Streiten miteinander lachen können ist wichtig. Und das Wort sportiv gefällt mir. Denn der christliche Glaube wird immer wieder herausgefordert. So bleiben wir in Übung und geraten nicht in Trainingsrückstand, wenn es zu sagen gilt, was uns trägt und was uns wichtig ist. Wenn wir provoziert werden, kann etwas sportiv- gelassene Kampfeslust gar nicht schaden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6331
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