SWR2 Wort zum Tag

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Darwin: Evolution und Schöpfung
Schöpfung und Neuschöpfung

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.“ (Offenbarung 21,1). So schreibt es der Autor des letzten Buches der Bibel. Das Kapitel 21 der Apokalypse – mit anderem Namen Offenbarung des Johannes – ist voller Hoffnung auf eine neue Welt. Diese Welt wird vergehen, und Gott wird eine neue Welt schaffen. „Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen“, so der biblische Autor, und diese Stimme sprach: „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Offb 21)
Ein gewaltiges Bild ist das, ein neuer Akzent im Gespräch zwischen Evolutionslehre und biblischem Schöpfungsglauben. Denn die Bibel spricht hier davon, dass sich nicht alles immer und immer weiter und höher entwickelt, sondern dass es einen Bruch gibt und einen Neuanfang. Diese Vorstellung war in der Zeit um Christi Geburt sehr verbreitet. Es kann nur weitergehen, wenn zuerst alles vernichtet wird. Ob dabei auch der Autor der Apokalypse wirklich an einen Weltuntergang gedacht hat, ist allerdings fraglich.
Bedeutsam ist auf jeden Fall die biblische Perspektive: dass es eine leidfreie Welt geben wird, ohne Tod, Schmerz und Tränen. Eine Welt, in der Gott mitten unter den Menschen wohnt, innig mit uns verbunden. Und diese neue Welt müssen, können nicht wir Menschen heraufführen und errichten. Sie ist nicht ein Ergebnis unserer Anstrengung, sondern Gott, der Schöpfer dieser jetzigen Welt, wird auch die neue Welt heraufführen.
Der biblische Autor nimmt hier die Bilder von Bruch und neuer Welt auf, die im jüdischen und griechischen Denken seiner Zeit eine Rolle spielten. Und er verbindet sie mit der Botschaft von der Treue Gottes. Einer Treue, die besteht durch alle denkbaren Katastrophen hindurch. Auch wenn die Welt vergeht, Gott bleibt mit seiner Schöpferkraft und seinem Schöpferwillen.
Ob die Bibel den Weltuntergang voraussetzt, wenn sie von einer neuen Schöpfung spricht, bleibt offen. Wovon sie spricht, ist, dass die Schöpfung auf Gott zugeht, dass wir Menschen nicht alles allein mit unserer Anstrengung erreichen müssen. Und dass wir auf Neues, Unvorstellbares hoffen dürfen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6322
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