SWR2 Wort zum Tag

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Darwin: Evolution und Schöpfung
Lob der Schöpfung

Krisenzeiten wecken nicht selten neue Kräfte und ermöglichen neue Einsichten. In der Geschichte Israels waren die Jahre des Exils in Babylon im 6. Jahrhundert vor Christus eine solche Zeit des tiefgreifenden Wandels. Das Volk Israel hatte die Heimat verloren und war in Babylon einer fremden Kultur und Religion begegnet. Das bewirkte einen regelrechten Schub für das Nachdenken, auch über den eigenen Glauben. Fortan war ihr Glaube nicht mehr nur der Glaube einer Gruppe von Menschen, eines kleinen Volkes. Fortan hatte er Bedeutung für die ganze Welt, ja für das ganze Universum. Der Gott der Väter - Abraham, Isaak, Jakob - , der Gott, der Israel zu seinem Volk machte, er, Jahwe, ist der Schöpfer der Welt, des Universums, von Himmel und Erde – so die neu gewonnene Erkenntnis. Er hat Adam und Eva geschaffen, den Menschen. Allen hat er seinen Lebensatem eingehaucht. Alles Leben auf Erden hat seinen Ursprung in ihm. Allem und allen wendet er sich zu.
Gott hat die Welt geschaffen – so spricht Israel damals, und weiß dabei über das Entstehen des Universums nicht mehr als alle anderen Völker der damaligen Zeit. Was Israel unterscheidet, ist der von seiner besonderen Geschichte mit Gott her geprägte Blick auf die Welt. Die Welt in ihrer Unermesslichkeit wurde von den Völkern der Antike oft als Spielball von Göttern und finsteren Mächten gesehen, für Israel war diese Welt nicht mehr bedrohlich. „In seiner“ - Jahwes – „Hand sind die Tiefen der Erde“, „ihm gehören die Gipfel der Berge“. „Sein ist das Meer, er hat es geschaffen“. „Wir - alle Geschöpfe – „sind sein eigen“. „Darum lasst uns jubeln und jauchzen, dem Fels unserer Hilfe“, so die Lieder und Gesänge aus der damaligen Zeit. (Vgl. Ps 99)
„Er hat uns gemacht“, der Mensch und die ihn umgebende Welt sind von Gott gewollt, diese Sätze sagen nicht, wie die Welt entstanden ist. Sie drücken vielmehr ein freudiges Erstaunen aus. Israel sieht sich ein weiteres Mal durch Jahwe’s Hilfe befreit. Aus der Knechtschaft in Ägypten, aus dem Exil in Babylon, und diesmal zu einem angstfreien Blick auf die Welt. Der Name für Gott, Jahwe – ‚Ich bin da’, ‚Ich werde da sein’ gilt in neuer Weise. Er gilt heute mehr denn je dem Menschen, der sich immer neu aufmacht, um denkend und forschend die Gesetze der Welt zu erkennen, - und der mit seinem Erkennen- und Wissen Wollen an kein Ende kommt. Die im Namen Gottes enthaltene Zusage ‚Ich bin da’ gilt auch den Ängsten, die Menschen befallen können, wenn ihr bisheriges Welt- und Gottesbild durch die Erkenntnisse der Naturwissenschaften ins Wanken gerät.
Um Ängste zu überwinden, um Staunen und Freude nicht zu verlernen, empfehlen sich heute, wie früher auch, die Lieder und Gesänge Israels aus Zeit des Exils in Babylon: „Groß ist der Herr und hoch zu loben, unerforschlich sind seine Größe und unermesslich seine Weisheit.“ (Ps 143,3) „Hilfe ist uns im Namen dessen, der Himmel und Erde geschaffen hat.“ (Ps 124,8) https://www.kirche-im-swr.de/?m=6321
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