Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute denken viele Protestanten an den Genfer Reformator Johannes Calvin. Vor genau 500 Jahren, am 10. Juli 1509 wurde er in Noyon Nordfrankreich geboren. Viele Spuren hat er hinterlassen.

Mich interessiert die Frage: wie war das damals mit dem Ausländerproblem in Genf? Wie gehen die alteingesessenen Genfer Bürger mit den Zuwanderern aus Frankreich um? Im kleinen wirtschaftlich profitablen Genf gab es nämlich 10.000 Einheimische. Die verdienten gut. Und 20.000 Flüchtlinge, die waren arm.

Der kleine Franzose Johannes Calvin wurde eingeladen, so als eine Art Ausländerbeauftragter der Stadtverwaltung, das Problem zu lösen. Calvin war ja kein Pfarrer sondern zunächst einmal ein tüchtiger Jurist. Und das erste, was er tat, war eine juristische Feststellung: Jeder Mensch, der nach Genf kommt, hat ein Recht. Jeder Mensch ist erwählt von Gott. Gott sagt zu jedem Menschen: Du hast Bürgerrecht bei mir. Und deshalb hielt Calvin nichts von Ausgrenzung und Abgrenzung, sondern sagte: Wer kommt, gehört dazu.

Das galt für ihn auch ganz praktisch: wer kommt, darf, ja er soll einen Beruf ausüben, darf seine Sprache behalten, hat ein Recht auf Bildung, darf studieren und darf seine Kinder in die Schule schicken, und er bekommt am Ende auch formal das Bürgerrecht. Und, vier Mal im Jahr durfte jeder Bürger in Genf, ob Einheimischer oder Ausländer, das Heilige Abendmahl feiern und sich klar machen: Du gehörst dazu. Du bist eingeladen von Gott selbst. Du bist nicht nur Bürger von Genf, sondern, du bist Bürger im Reich Gottes und Gottes Hausgenosse. Gast an seinem Tisch sind wir alle.
Diese Gemeindeordnung von damals war natürlich schwer umzusetzen

Und doch hat sie Geschichte gemacht. Denn fast alle amerikanischen Präsidenten kommen aus diesem Lager und die Menschenrechte atmen bis heute diesen Geist.
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