Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Das Mehl im Topf. Es gibt Dinge, die werden immer mehr, wenn man von ihnen abgibt.
Diese Geschichte mit dem Mehl und dem Topf steht in der Bibel, und sie hat mich immer wieder angerührt. Deshalb muss ich sie Ihnen erzählen.

Da ist eine arme Witwe. Sie will nur noch sterben. Sie sammelt Holz für die letzte Mahlzeit. Eine Handvoll Mehl im Topf und ein paar Tropfen Öl im Krug, das ist alles, was sie findet. Zu wenig zum Leben. Zuviel zum Sterben. Ihr Kind und sie selbst sind am Ende. Und dann taucht in ihrem Leben auch noch ein Fremder auf. Der ist ziemlich unverschämt und sagt: „Solange du Mehl hast im Topf und Öl im Krug, kannst du teilen. Bring mir Wasser und ein wenig Gebackenes. Ein Weg zum Leben wird sich schon finden. Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden. Und dem Ölkrug soll nichts mangeln.“

Und tatsächlich: Wenn ein Gast kommt, kommt Gott. Meistens jedenfalls.
Da steckt das Geheimnis des Lebens: Solange du teilen kannst, hast du genug. Keine Sorge. „Dir wird nichts mangeln.“ Das ist kein frommer Spruch. Solches Vertrauen ist der Schlüssel zum Leben für alle Menschen, die Mut haben zu teilen.

Die Geschichte vom Mehl und dem Topf ist eine Geschichte, die geht immer weiter, nicht nur in meinem Leben. Immer gibt es eine Überraschung, wenn wir nicht sorgenvoll gesammelt sondern mutig geteilt haben.

Viele können davon erzählen. Auch bei uns in Ludwigshafen, die Menschen aus der Suppenküche. 15 Jahre geht das jetzt schon: Jede Ludwigshafener Kirchengemeinde teilt sich ein und ist einen Monat im Jahr dran, finanziert, kocht und backt für 50 oder 70,80 Menschen, die eine warme Mahlzeit brauchen. Da wird die alte Geschichte von der Witwe, die sterben wollte und das Geheimnis des Lebens entdeckte, lebendig. Wer teilt, dem wird nichts mangeln. Denn: wenn Gast kommt Gott kommt.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6310
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