SWR3 Gedanken

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Normalerweise freut man sich über wirtschaftlichen Erfolg an der Kinokasse. Aber bei »Blood Diamond«, »Blutdiamanten«, da ist das anders. Da gibt’s Leute, die freuen sich, wenn ihn wenige sehen. Der Hollywood-Film beschäftigt sich damit, dass an manchen der ach so makellosen Brillanten doch noch Blut klebt. Kriege wurden damit finanziert. Die Edelsteinbranche glaubt, das Thema durch Zertifikate ganz im Griff zu haben. Doch die Ware verursacht noch immer Probleme: der Schmuggel in Afrika lebt. Noch immer wird immer mit Blutdiamanten weltweit gehandelt.
Jetzt ist die Diamantenbranche erleichtert, weil sie melden kann: das Weihnachtsgeschäft sei nicht beeinträchtigt worden. So schrieb ein Brancheninsider nach Idar-Oberstein, dem deutschen Diamantenhandelsplatz. „Blood Diamond“ ist in den USA bereits am 8. Dezember angelaufen und lockt seit letzter Woche die Deutschen ins Kino. DeBeers, Marktführer im Diamanten-Handel, hatte im Vorfeld von den Filmemachern verlangt, dem Film einen Text voranzustellen, der die Handlung als fiktiv kennzeichnet – oder zumindest als zeithistorisch. Die Filmproduzenten verweigerten dies. Gut so.
Der Film ist ein seltener Fall anspruchsvollen Kinos in Zeiten sonst lieber seichter, unkritischer Unterhaltung. „Blood Diamond“ versucht nicht, die Wirklichkeit unkomplizierter darzustellen als sie ist. Noch immer wird immer mit Blutdiamanten gehandelt. Von Rebellen im Norden der Elfenbeinküste werden Steine mit gefälschten Zertifikaten nach Ghana geschmuggelt und dort vermarktet, wie ein UN-Report vom Oktober berichtet hat.
Im übrigen wird das Publikum nicht so dumm sein und meinen, der Thriller sei ein Dokumentarfilm, in dem Leonardo DiCaprio der Schmuggler ist, der während des Bürgerkriegs von Sierra Leone in den 90er-Jahren einen einzelnen, besonders wertvollen Diamanten sucht.
Der Film zeigt auch, dass man vor dem Elend weder die Augen zumachen noch tatenlos zusehen muss. Man kann eben doch was machen, um die Finanzwege der Bürgerkriege auszutrocknen. Für Aufmerksamkeit, für Öffentlichkeit sorgen! Das behindert weitere Munitions- und Waffenkäufe. So was bringt die geschundenen Länder dem Frieden etwas näher.
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