SWR3 Gedanken

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»Mein Glaube hat mir geholfen«, hat Murat Kurnaz bei Beckmann (ARD) gesagt. Jahrelang war der Bremer Türke in Guantánamo inhaftiert. Was für ein Martyrium!
Im September 2002 sahen die USA die Unschuld von Murat Kurnaz als erwiesen an. Die Runde der Geheimdienste im Kanzleramt beschloss: Wiedereinreise nicht erwünscht. So muss Kurnaz in Guantánamo weiter schmoren.
Wie hat er das ausgehalten, jahrelang unschuldig inhaftiert, gefoltert, gedemütigt, gequält? Verliert man da nicht allen Glauben an das Gute im Menschen? Wie kann Gott das zulassen? Was heißt denn da: »Mein Glaube hat mir geholfen«?
Und wie kann er jetzt in seiner Heimat leben, nachdem erwiesen ist, mit welch bürokratischer Gründlichkeit vor Jahren verhindert werden sollte, dass er nach Deutschland zurückkommen kann. Freigelassen hätte der Deutsch-Türke mit einer unbeschränkten Aufenthaltserlaubnis im Pass jederzeit einreisen können. Bürokratische Abhilfe: Die Aufenthaltsgenehmigung sei erloschen, weil Kurnaz eine Verlängerung nicht fristgerecht beantragt habe – korrekt. Das hat er von Guantánamo aus auch nicht. Ergebnis: Einreiseverbot. Als da Zweifel an der Rechtmäßigkeit auftauchen, werden sie von der Leitungsebene mit einem handschriftlichen „Na und?“ zur Seite gewischt.
»Wer geduldig ist in Not und Elend, wer das Böse durch das Gute abwehrt, der wird vom Himmel belohnt. Friede sei mit Euch, die ihr standhaft wart.« Sein Glaube hat ihm geholfen, hat Murat Kurnaz bei Beckmann (ARD) gesagt. »Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.«
Der eine Text steht im Koran, der andere im Neuen Testament. Da kommen sich unsre Religionen ganz nahe: dass Gott auch bei den schlimmen Erfahrungen treu ist und trösten will, in der Bedrängnis, in elender Aussichtslosigkeit, im Martyrium.
Und das kann einem die Kraft geben, sich von der angetanen Gewalt nicht überwältigen zu lassen. Und sogar weiter auf den Rechtsweg zu vertrauen! »Mein Glaube hat mir geholfen.«
https://www.kirche-im-swr.de/?m=627
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