SWR2 Wort zum Tag

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Siebenschläfer. Nein, es geht nicht um das nachtaktive Nagetier, das von Mai bis September zu schlafen pflegt. Es geht um 7 Jünglinge, echte Langschläfer, von denen das flinke Tier nur seinen Namen hat.
Also: die Sieben Schläfer von Ephesus. Nach der Legende haben sieben junge Männer um 250 nach Christus dem römischen Kaiser Decius die verlangten Opfer verweigert. Statt den Kaiser als Gott zu verehren, bekannten sie sich zum Christentum. Sterben wollten sie aber auch nicht und versteckten sich deshalb in einer Hütte. Decius ließ sie dort einmauern, und sie schliefen ein. Ca. 200 Jahre später - das Christentum war längst Staatsreligion – ließ ein Mann das Mauerwerk einreißen; die Legende betont, dass Gott ihm den Gedanken ins Herz legte, an diesem Ort Ställe für seine Hirten zu bauen. Nun erwachten die Sieben, offensichtlich mit knurrendem Magen. Denn Malchus, einer von ihnen, ging in die Stadt zum Einkaufen und wurde dort aufgegriffen, als er mit 200 Jahre alten Münzen bezahlen wollte. Große Verwirrung auf allen Seiten. Schließlich führte man Malchus dem Bischof vor. Der ging mit ihm zur Hütte und fand alle Brüder lebend vor; „und blüheten ihre Angesichter wie die Rosen“, heißt es in der Legende. Kurz darauf pilgerte auch Kaiser Theodosios II. zur Höhle. Ihm waren die Sieben ein wichtiges Zeichen für die Auferstehung der Toten. „Siehe, wir sind wahrlich auferstanden und leben“, sagen sie dem Kaiser, und danach neigen sie ihre Häupter zur Erde und entschlafen nach Gottes Willen – der endgültigen Auferstehung entgegen.
Die älteste schriftliche Überlieferung dieser Legende stammt übrigens aus dem Jahr 521. Die Stadt Ephesus zog auf diese Weise viele Pilger an, die sich in der Hoffnung auf ihre Auferstehung bei der Siebenschläferhöhle begraben ließen. Und die etwas weniger Erwartungsvollen suchen bis heute die Hilfe der Siebenschläfer, wenn sie nicht schlafen können. Es müssen dann ja nicht gleich 200 Jahre sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6255
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