Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Zeit seines Lebens war er auf der Suche nach Gott: Karl Rahner. Einer der großen Theologen des vergangenen Jahrhunderts. Vor 25 Jahren starb er. Kurz nach seinem 80. Geburtstag.
Für Rahner blieb Gott das „absolute Geheimnis“. Eine Wirklichkeit, die wir Menschen nie ausloten können. Das anzuerkennen, fällt gläubigen Menschen nicht leicht. Sie wollen Gott immer besser verstehen, am Ende genau wissen, wer Gott ist und was er will. Karl Rahner hat davor gewarnt. Er fasst seine Erkenntnis so zusammen: „Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“
Der Jesuitenpater war ein überzeugter katholischer Christ. Mit großer Begeisterung nahm er als Berater am II. Vatikanischen Konzil teil. Dennoch wusste Rahner, dass auch die Lehre der Kirche Gott nicht fassen und erklären kann. Glaubenssätze können hilfreich sein. Gewiss. Aber, so meinte er einmal augenzwinkernd: „Dogmen sind wie Straßenlaternen. Sie beleuchten den Weg der Gläubigen. Aber nur Betrunkene halten sich an ihnen fest.“
Der Theologieprofessor Rahner war davon überzeugt, dass man Gott nicht abstrakt in Büchern und Hörsälen findet. Begegnen kann man ihm nur in den konkreten Erfahrungen des eigenen Lebens. Rahners Prognose hat sich bewahrheitet, wonach „der Fromme von morgen ein Mystiker sein wird, einer der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“ Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns gegenseitig unsere Erfahrungen mitteilen. Dass wir uns darüber austauschen, was unser Leben im Kern ausmacht. Woraus wir die Kraft schöpfen, unseren Alltag zu bestehen. Christen verweisen dabei auf Gott, ohne ihn je vollkommen zu begreifen. Aber nach Karl Rahner ist er die „wirklichste Wirklichkeit, die wir erfahren können“.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6249
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