Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Gott ist überall. Und Gott ist überall der Gleiche.“ Das sagte der Rabbi Kuk seinen Schülern immer wieder. Wenn ihm die Arbeit in Jerusalem zu viel wurde, zog er sich zum Gebet in die Wüste zurück. Seine Schüler fanden das merkwürdig. Eines Tages fragten sie ihn kritisch: „Rabbi, du hast uns doch gesagt: Gott ist überall. Und Gott ist überall der Gleiche. Warum gehst du dann zum Beten in die Wüste, wenn Gott doch überall ist?“ „Ihr habt recht“, antwortete Rabbi Kuk. „Gott ist überall. Und er ist überall der Gleiche. Aber ich, ich bin nicht überall der Gleiche. Deshalb gehe ich zum Beten in die Wüste.“
Rabbi Kuk hat die Erfahrung gemacht, dass er in der Stille, in der Einsamkeit der Wüste Gott viel näher sein kann als daheim. Auch wenn Gott tatsächlich überall ist, so gibt es doch „heilige Orte“, wo man ihn besonders erspüren kann. Diese Orte kann man nicht willkürlich finden. Sie müssen etwas mit unserem Leben zu tun haben.
Jeder Mensch kennt solche Orte, die ihm unendlich viel bedeuten, weil sie verbunden sind mit ganz bestimmten Erinnerungen, mit starken Gefühlen. Die erste Liebe, der Beginn einer lebenslangen Freundschaft, ein gewaltiges Naturerlebnis, die Errettung aus großer Gefahr, ein überwältigendes Glücksgefühl. Wenn ich an einen solchen Ort komme, bin ich nicht der Gleiche. Hier habe ich Erfahrungen gemacht, die mein Leben verändert haben. Erlebnisse, die über meinen bloßen Alltag hinausweisen. Gott ist überall. Und überall der Gleiche. Aber hier, an dieser Stelle, kann er mir besonders nahe sein. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6247
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