SWR3 Gedanken

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Wie sieht das Paradies aus? Für Mitteleuropäer vielleicht am ehesten wie eine Südseeinsel mit türkisfarbenem Wasser. Mit weißem Strand und Palmen. Menschen in Indien träumen dagegen eher von einer blühenden Alpenwiese.
„Das Paradies ist anderswo.“ Das ist der Titel einer Ausstellung in der ifa-Galerie Stuttgart. Sie ist gerade zu Ende gegangen. Da konnte man sehen, dass die Vorstellungen vom Paradies sehr vielfältig sind. Hängt ganz von der jeweiligen Kultur ab. Da war zum Beispiel eine Bodeninstallation aus Zuckertürmen und Süßigkeiten zu sehen. Südseeinsel und Alpenwiese durften natürlich auch nicht fehlen.
Geschichtsforscher gehen davon aus, dass der Kälteeinbruch der letzten Eiszeit die Paradiesvorstellungen beflügelt hat. Die Menschen mussten nämlich beginnen, Vorräte anzulegen und sich vor Kälte zu schützen. Man sehnte sich nach einer Zeit, in der die Menschen noch unbeschwert in den Tag hinein leben konnten. Unbekleidet und mit Nahrung im Überfluss. So entstand wohl das Bild des Paradiesgartens.
Glaubt man dem Alten Testament, so müsste dieser umgrenzte Garten irgendwo im Gebiet zwischen den Flüssen Euphrat, Tigris, Nil und Ganges liegen. Aber diese Vorstellungen sind nicht wörtlich zu verstehen. Und darum ist der Titel der Stuttgarter Ausstellung wohl ernst zu nehmen: „Das Paradies ist anderswo.“
Das Paradies, wie wir Christen es verstehen, ist auf dieser Erde eigentlich nur ansatzweise zu finden. Und zwar überall dort, wo Leben gelingt. Wo wir Liebe oder Gemeinschaft erfahren. Das Paradies, das uns nach unserem Tod erwartet, soll ein Ort sein voller Freude und Glück. Ein Ort, wo wir und unsere Verstorbenen mit allen anderen und Gott versöhnt sind.
Und so einen Ort umschreiben wir Menschen nun mal mit unseren Mitteln. Entweder als einen Garten, oder eben als die berühmte Südseeinsel oder eine blühende Alpenwiese.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=6231
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