Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Jetzt beginnt der Rest meines Lebens“ – heute habe ich die ein oder andere Gelegenheit, mir darüber klar zu werden: „Leben will ich“ – auch heute! Ich beobachte immer wieder, wie wir darüber klagen, dass andere (Menschen oder Anlässe) darüber mit bestimmen, was wir heute zu tun haben und was nicht. Für die einen ist es jemand aus der Chefetage oder aus dem Mitarbeiterkreis, für die anderen ist es die Ärztin, der Polizist, der Kunde, vielleicht auch einfach der Lebenspartner oder die Partnerin…
Andere entscheiden mit, was mit meinem Tag heute geschieht.
Sind es „nur“ die anderen? Wo liegen meine Anteile an der Gestaltung meines Tages heute?
Wenn mir etwas gut gelingt oder mir irgendetwas Schönes widerfährt…; ist es das, was ich unter gelingendem Leben verstehe? Kann Leben nur dann gelingen, wenn ich alles selbst in der Hand habe? Ist Leben nur dann gut, wenn eben alles „nach Plan“ geht oder steckt nicht mehr dahinter?
Mir fällt da die Geschichte von einem Mann ein, der einen Schatz entdeckt hatte. Dieser Schatz war vergraben in einem Acker. Der Mann erzählte nicht gleich, was passiert war, nein, er vergrub diesen Schatz wieder; dann „verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker“ (Mt 13,44). Ich erzähle diese Geschichte aus der Bibel nicht deshalb, um uns das Umstechen von Ackerböden schmackhaft zu machen – zumindest nicht im engeren Sinn, nicht im wahrsten Sinn des Wortes. Ich erzähle von diesem Schatz im Acker, damit wir auf die Suche gehen nach dem, was uns im Leben wichtig ist. Ich halte es für möglich, so manch Wert volles zu entdecken mitten im Alltag, in aller Betriebsamkeit – nicht nur in dem, was auf dem Plan steht. Vielleicht ist es ein Stück mehr Gelassenheit, die mir gut zu Gesicht steht, und die mich selbst und andere anstecken kann, oder innere Dankbarkeit für dies oder das, für diesen oder jenen Menschen, vielleicht ist es auch etwas völlig anderes, das mich spüren lässt: „Ich kann leben!“ – „Ich lebe!“
Wenn mir dies klar wird, dann weiß ich zugleich: Es sind nicht in erster Linie die anderen, die über mein Leben bestimmen; ich selbst kann beeinflussen, was ab jetzt – für den Rest meines Lebens – draus wird!


https://www.kirche-im-swr.de/?m=6169
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