Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Trennungen sind oft schmerzlich, aber manchmal geht’s nicht anders.“ Ein Satz, der leider oft stimmt. Auch bei Paulus und Barnabas. Paulus kennen die meisten, er war der wichtigste Missionar der frühen Christenheit. Barnabas dagegen ist kaum bekannt. Dabei spielt er für Paulus eine wichtige Rolle. Barnabas bringt nämlich den Paulus in die erste christliche Gemeinde mit. Hier ist er sein Lehrer und Fürsprecher. Den hatte der Paulus auch bitter nötig. Denn Paulus war als fanatischer Christenverfolger bekannt. Und jetzt sollte er selbst ein Christ geworden sein? Das nahmen ihm die ersten Christen nicht so recht ab. Und da war es gut, jemanden wie Barnabas, einen Christ der ersten Stunde, als Fürsprecher zu haben. Aber mit der Zeit wird Paulus wichtiger als Barnabas. Am Anfang der Missionsarbeit heißt es noch: „Barnabas und Paulus sind unterwegs“. Das dreht sich dann irgendwann um, und Barnabas wird in den biblischen Geschichten nur noch als zweiter genannt, hinter Paulus. Und dann bekommen die beiden auch noch richtig Krach miteinander. Der Streitpunkt: Müssen Christen, auch wenn sie vorher Heiden und keine Juden waren, die jüdischen Reinheitsvorschriften beachten? Zwei Dinge kommen hier zusammen: Die Machtverhältnisse haben sich verschoben, der Schüler gilt auf einmal mehr als der Lehrer. Und die beiden können sich in einer inhaltlichen Frage nicht einigen. Die Folge: Sie trennen sich. Die gemeinsame Basis ist aufgebraucht. Jahrelang haben sie intensiv miteinander gearbeitet, waren ein starkes, ein erfolgreiches Team, aber jetzt geht’s nicht mehr. Es war sicherlich eine schmerzliche Trennung. Aber sie hat gut getan, zumindest Paulus und dem Christentum. Wie es dem Barnabas weiter erging, davon wird in der Bibel leider nichts erzählt, davon wissen wir nichts. Von Paulus aber wissen wir, dass er ohne Barnabas sein Projekt Jesus zu verkünden jetzt noch konsequenter durchzieht. Und dadurch schafft das Christentum den Sprung von einer jüdischen Sekte zur Weltreligion.
Trennungen sind oft schmerzlich, aber häufig der Beginn einer neuen, manchmal sogar größeren Geschichte.
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