SWR3 Gedanken

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Im Juni ist es wieder so weit: Am Freitag, dem 22. Juni um 22 Uhr fällt der Startschuss. Da laufen die Läufer los.
Ultramarathon in der Schweiz, in Biel. Was an diesem Marathon ultra ist? Er geht 100 km durch die Nacht. 100 km Grenzerfahrung.

Natürlich; wer es wagt, 100 km durch die Nacht zu laufen, muss sich gut vorbereiten. Körperlich und vor allen Dingen auch psychisch. 100 km läuft man nicht einfach so mal nebenbei.

Um 22 Uhr also läuft man los. Noch voll motiviert. Aber irgendwann kommt die Nacht und das Dunkel - und mit der Kühle und der Dunkelheit kommt auch der innere Schweinehund hervorgekrochen: „Das hast du doch so wohl nicht gemeint. Du bist total durchgeknallt. Hör auf. Geh nach Hause. Ins Bett. In aller Ruhe.“ Mit der Nacht, mit dem Dunkel kommen auch ganz andere Dinge hoch: Bilder, Szenen, Diskussionen, Türenknallen, Streit. War das alles so richtig? Hätte ich nicht eigentlich...? Hätte er nicht eigentlich...?

Und dann fällt er mir der 23. Psalm ein, den ich mal vor langer Zeit im Konfirmandenunterricht auswendig lernen musste:

„Muss ich auch durchs finstere Tal – ich fürchte kein Unheil! Du, Gott, bist ja bei mir; du schützt mich und führst mich, das macht mir Mut“ so heißt es dort.

Und dann. Gerade, wenn man in seinen Abgründen zu versinken droht, bricht die Sonne hinter den Gipfeln hervor. Leuchtet. Strahlt. Verkündet den Tag. Die Sorgen, Gedanken, Zweifel der Nacht sind vorbei. Das Trübe liegt hinter mir: Vergeben, vergessen.

„Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser... (Er schenkt) mir voll ein.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6101
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