SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

In den Bäumen spazieren gehen. Ein bisschen wie Tarzan und Jane. Nur hat man hier einen festen Klettergürtel um die Hüften und Karabinerhaken, um sich an den Stahlseilen abzusichern. Die „Wege“ in den Bäumen sind wie Skipisten mit Farben markiert. [Die grüne Route ist für Anfänger, die blaue hat es dann bereits in sich, rot und schwarz sind für die Erfahrenen.] Man hangelt sich von Baum zu Baum auf Stahlseilen, auf wackeligen Hölzern, Netzen, Schaukeln. Und dann gibt es da noch etwas: Rollen. Sonst klettert man eher. Aber mit der Rolle ist es etwas anderes. Als ich an die Stelle komme, an der ich mich den Rollen anvertrauen soll, ist mir doch eher mulmig zumute. Ich hänge brav meine Rolle an dem Stahlseil ein, befestige meine beiden Karabinerhaken, hole Luft und denke: „Nur Mut! Hab einfach Vertrauen.“ Und da schwebe und gleite ich auch schon mitten durch die Luft. Ein wunderbares Gefühl: leicht und frei.

Man braucht viel Mut und Vertrauen in dieser Kletterlandschaft. Vertrauen, das sich nachprüfen lässt: Da sind Stahlseile und Karabinerhaken und der Klettergürtel und wenn ich keine falschen Handgriffe tue, geht auch alles gut.

Schwieriger ist es schon mit dem Vertrauen in andere Menschen. Na klar, vertraue ich meinem Freund! Am Anfang unserer Beziehung haben wir darüber gesprochen, was uns wichtig ist. Und jetzt vertraue ich ihm halt, sage ich zu einer Freundin. „Ja“, sagt sie, „so naiv war ich auch: Ich habe ihm vertraut und dann hat er mich doch hinter meinem Rücken betrogen.“

Ich glaube, das schwierigste ist jedoch das Vertrauen in Gott. Ich vertraue auf Gott – obwohl ich ihn weder sehen noch anfassen noch ihn begreifen kann. Obwohl ich mich manchmal alleine auf dieser Welt fühle und enttäuscht und verlassen. Dieses Vertrauen erfordert Mut, es immer wieder neu mit Gott zu versuchen. Dieses Vertrauen ist manchmal naiv und doch gibt es mir Halt im Leben und Kraft im Umgang mit anderen Menschen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=6100
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