SWR3 Gedanken

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Es war das Paradies für mich. Der Garten meiner Großmutter als ich Kind war. Ein kleiner aber feiner Garten rund um ihr Haus herum. Über 200 Tulpen habe ich im Frühling gezählt, im Sommer gab’ s Erdbeeren, Stachelbeeren. Und Kirschen von einem großen Baum, in dem ich gesessen bin und gefuttert hab bis ich nicht mehr konnte.
Gärten sind etwas archaisches, sie gehören zum Menschsein. Ein Garten ist ein besonderer Raum. Ein Raum, in dem aus lebensfeindlicher Unordnung eine lebensfreundliche Ordnung gemacht wird. Abgegrenzt, geschützt durch Zäune. Daher auch sein Name. Das Wort Garten stammt vom indogermanischen „ghorda“ ab und bedeutet Umzäuntes, Eingehegtes. Und das Hegen und Pflegen, das Säen und Ernten gehört zur Seele eines Gartens. Darum gilt der Gärtner als das Bild eines glücklichen Menschen. Weil er die Dinge wachsen sieht, hegend und pflegend in die Natur eingebunden ist, die Schönheit, Düfte und Früchte schenkt. Und weil der Garten auch ein Hoffnungsbild ist für unser Dasein, mit Säen und Ernten, Wachsen und Vergehen. Die Bibel ist voll von Naturbildern. Wenn das gelobte Land beschrieben wird, liest man von Bächen und Quellen, von Milch und Honig. Im Hohenlied wird die Geliebte sehr erotisch als Garten mit Granatbäumen und köstlichen Früchten gepriesen. Glücklich also, wer einen Garten hat und die Zeit, sich dort von den Strapazen der modernen Zivilisation zu erholen. Von dem ganzen Lärm der Städte, vom Asphalt und dem Gestank der Straßen. Und all die Menschen, die keinen eigenen Garten haben, denen seien die Terrassen und Parks empfohlen. Denn dort können sie die drei Dinge erleben durch die man nach dem Propheten Mohammed geistige Freude erfahren kann, wenn man auf sie schaut: auf Grünes, auf Wasser und ein schönes Gesicht.

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