SWR3 Gedanken

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Was haben wir miteinander gelacht. Dabei waren wir im Krankenhaus. Ich als die Pfarrerin und er krank im Bett. Chronische Schmerzzustände mit unbekannter Ursache, war die Diagnose der Ärzte.
Ihm war klar, dass das mit seinem beruflichen Stress zu tun hatte. Schließlich hat er sich aus kleinsten Verhältnissen hochgearbeitet: Verkaufsleiter einer großen Autofirma. Eine Ochsentour, über der viele Beziehungen, sogar seine Ehe zerbrochen ist.
Warum das Ganze? Fragte ich ihn. Ja, warum eigentlich? Er grübelte und grinste: Ich wollte das Leuchten in den Augen meiner Mutter sehen! Dass ich mit meinem roten Auto vorfahre, und sie steigt ein und sagt: Das hast du gut gemacht!

Das Leuchten in den Augen der Mutter! Mit seinen fast 60 Jahren wollte er immer noch das Leuchten in den Augen der Mutter sehen. Verrückt eigentlich. Aber vielleicht dann doch normal. Wenn man früh als Kind etwas viel zu wenig bekommen hat, kann man später gar nicht genug davon kriegen: Anerkennung, Wärme, Respekt. Und um das zu bekommen, walzen manche alles platt, was da im Weg steht: Kollegen, Ehefrauen, kritische Freunde.

Eigentlich heilsam, dass dem Mann seine Krankheit in die Quere gekommen ist. Ihn zum Nachdenken gezwungen hat. Warum tust du, was du tust?

Wer sich ausschließlich von menschlicher Anerkennung nährt, lebt gefährlich, bleibt ein Getriebener. Wer seine Arbeit und die Karriere vor Gott verantwortet, muss nicht immer gewinnen. Vor Gott kannst du spüren: Du bist wer, auch ohne den Abteilungsleiter. Du bist schon immer Gottes geliebtes Kind. Ein freier Mensch, auch ohne Auto und stolze Mutter auf dem Beifahrersitz. https://www.kirche-im-swr.de/?m=6035
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